Es war eine Premiere, und die war überaus erfolgreich. Mehr als 130 Teilnehmer kamen in das Printhouse der Akademie Druck + Medien NRW e.V. in Düsseldorf, um sich bei den 11. Tagen der Typografie neue Impulse und Ideen für ihre Arbeit mitzunehmen. Vorträge und Workshops begeisterten angehende Mediengestalter und gestandene Designer ebenso wie Unternehmer der grafischen Industrie. Nach zehn Jahren an anderen Veranstaltungsorten wird der Fachkongress zur Typografie künftig zusammen mit dem Partner Typosition in der Akademie Druck + Medien NRW e.V. veranstaltet. Die kreative und überaus abwechslungsreiche Veranstaltung wurde durch Vorstand und Geschäftsführung des VDM NRW eröffnet. Boris Kochan, geschäftsführender Gesellschafter von KOCHAN & PARTNER und Präsident der Typografischen Gesellschaft München sowie Akira Kobayashi, Type Director der Linotype GmbH, erläuterten danach in überaus pragmatischer und spannender Weise, wie alte Schriften an heutige ästhetische und technische Standards angepasst werden und wie herausragende Konzeption, Kreativität und Technik zusammen spielen müssen, damit Buch- und Medienprojekte lesbar und begreifbar sind. „Die spielerische Beschäftigung mit Schriften, Zeichen und Symbolen“, so Kochan, „ist die beste Basis für herausragende und überraschende Gestaltung.“ Beide verstanden es, die Bedeutung von Typografie an Beispielen zu demonstrieren und ihre Leidenschaft für das Thema weiter zu geben. Die hohe Fachkompetenz und ein ganz wunderbarer Humor machten die Auftaktveranstaltung zu einem besonderen Abend.
Ausbildung ist wichtig
Bernd Rehling und Oliver Curdt, Vorstandsmitglied beziehungsweise Geschäftsführer des Verbandes Druck + Medien NRW e.V., machten in ihren Grußworten die große Bedeutung der Typografie auch für Druckereien deutlich. Rehling stellte dar, dass die „Schriftkunst“ über Jahrhunderte fester Bestandteil der Arbeit eines Druckbetriebs gewesen sei. „Es geschieht“, so Rehling, „leider heute nur noch sehr selten, dass ein Auftrag wegen der besten Typografie an eine Druckerei vergeben wird, entscheidend ist da nur der Preis.“ Der Vorstand des VDM NRW forderte, die Typografie darum wieder in die Druckerei hineinzuholen und junge Leute im Thema fit zu machen. Die 11. Tage der Typografie in der Akademie sei ein Beleg für diese Anstrengung. Curdt wies in seinem Beitrag vor allem auf das Bindeglied - die Typografie - zwischen Print und Online hin. Kein Bereich so sei eng verzahnt mit beiden Medienformen wie die Typografie.
Vielfältige Seminare und Veranstaltungen
Was Typografie kann und will, vor allem aber wie kreativ und vielfältig sie behandelt werden kann, bewiesen die fünf Workshops am Samstag und Sonntag. Unter dem Motto „schön und wieder“ reichte ihre Bandbreite von der Beschäftigung mit Buchstaben und Ziffern auf der Straße, über die „Schönheit und Individualität der Pinselstaben“ bis hin zur Arbeit mit analog produzierten Lettern, Schriftzügen oder Textpassagen auf Musikplakaten. Die Verbindung von Vergangenheit und Zukunft thematisierte der Workshop „Die Module spielen verrückt“, in dem der Bogen von der Tradition zur Moderne gespannt und klar gemacht wurde, „welchen kreativen Spielraum man trotz vorgegebener Module erreichen kann“. Im Workshop „Rhythmus und Raster“ gab es schließlich einen spannenden Blick auf typografische Raster und ihre Leitlinien. Gedacht als Blick unter die „typografische Motorhaube“ ging es im Workshop um Fragen wie: Was kann ein Raster? Wie wird ein gutes Raster erstellt? Welchen Einfluss hat ein Raster auf das Seitenlayout?
Angeregt und begeistert von den kreativen Ideen der Experten und Dozenten war die einhellige Meinung der Teilnehmer: „Wir kommen auch nächstes Jahr wieder.“