Kunstausstellung „CLOSE TO ME“ im Husumer Rathaus, Kunstverein für Husum und Umgebung
Ab dem 20. März 2016 zeigt der Husumer Kunstverein die Ausstellung „CLOSE TO ME“ der Hamburger Malerin Linde Hartmann im Husumer Rathaus.
Die Ausstellung wird mit einer Finissage am 3. Juni um 18:00 beendet.
Zur Finnisage zeigt die Künstlerin die Videoarbeit „Gezwitscher“, eine Bild- und Toncollage über eine sommerliche Wiese auf der Insel Sylt. In der Ausstellung CLOSE TO ME verarbeitet Linde Hartmann auf ganz unterschiedliche Weise das, was sie berührt und umgibt. Es sind besondere Momente des Sehens, die eine verborgene innere Struktur der Dinge aufscheinen lassen.
Unspektakuläres aus Natur und Umgebung verwandelt sie in immer neue überraschende Findungen. Für die Ausstellung hat Linde Hartmann mehr als achtzig Gemälde, Zeichnungen und Fotografien aus den letzten sechs Jahren zusammengestellt.
Bei der ersten Betrachtung überrascht das breite Spektrum unterschiedlicher künstlerischer Herangehensweisen von gegenständlichen bis zu abstrakten Arbeiten. Hier ist der Wandel Programm. Linde Hartmann hat ganz offensichtlich kein Interesse daran, einmal gefundene Lösungen zu wiederholen und mit einer begrenzten Formensprache eine Marke aufzubauen. Bei der näheren Betrachtung erschließt sich im Koordinatensystem von Malerei, Zeichnung, Fotografie und Film das alle Arbeiten verbindende Element: Es geht um Fragen unterschiedlicher Wahrnehmung und um die bildnerische Interpretation komplexer Sinneseindrücke. Es geht um einen Erkenntnisprozess, der sich befreien will von allem Wissen um Verwendung, Funktion und Nutzwert des Gegenstandes, um so zum Wesen der Erscheinung vorzudringen. So sehen wir Bilder, die in komplexer Erzählung mit Zeit und Raum spielen, wie das großformatigen Bild „Lustwandeln“. Ein Bild mit eigenartig in der Bewegung ruhenden Figuren, jede in einer individuellen und gleichzeitig stilisierten Formulierung zwischen Kontemplation und Expression.
Wie in vielen anderen Arbeiten dieser Serie überlagern Formen, die schwirren und flirren, tanzen und taumeln, den Grund und verweisen auf die Komplexität des Schauens. Durch diese aufwändigen filigranen Überzeichnungen wird im Malprozess Zeit ganz konkret in das Bild eingeschrieben.
Viele der Arbeiten erschließen Emotion und Wandlung durch das Serielle. Zum Beispiel lässt der immer wiederholte Blick auf eine Mahonie, der sich zu unterschiedlicher Zeit mit ebenso unterschiedlichen inneren Bildern mischt in der Serie „Mahonia Aquafolium“ immer neue Assoziationsketten entstehen.
Die stilistische Vielfalt entwickelt sich stets aus einem Wechselspiel zwischen Idee, Material und Thema. Neben Bildern und Zeichnungen der Fülle stehen auf der anderen Seite Grafiken, in denen der Gegenstand auf das Äußerste komprimiert ist. Das können zum Beispiel Blüten sein, die man in ihrer radikalen Reduzierung auch als rein abstraktes Gebilde auffassen kann. Die Form löst sich gleichsam vom Gegenstand und kann auch als etwas völlig anderes gesehen werden. Überhaupt ist der Übergang von der Malerei zur Grafik bei Linde Hartmann ein fließender. Häufig verbirgt sich im grafischen Gerüst des Bildes eine Vieldeutigkeit, ein subtiles Spiel mit Positiv- und Negativ-Form, das sich erst in intensiver Betrachtung erschließt.
Linde Hartmann dazu: „Es freut mich immer wieder, wenn ich mich selbst überraschen kann,
indem ich etwas sehe, was ich vorher so noch nicht gesehen habe. Der Raum, der die Dinge umgibt, ist mir ebenso wichtig und manchmal wichtiger als der Gegenstand selbst.“
Die Fotos der Ausstellung sind ein Blick auf’s Konkrete. In diesen Arbeiten zeigt sich die Verwandlung vom äußeren zum inneren Bild. Der Anspruch der Fotos ist nicht die naturalistische, detailverliebte Wiedergabe von Oberfläche und Motiv sondern bereits hier ist der Gegenstand einer Transformation unterworfen. Viele Fotografien gleichen flüchtigen Skizzen, oft bewusst unscharfe, verwischte, verpixelte Notizen zu Farben, Formen, Strukturen und Stimmungen.
CLOSE TO ME – So wie die Natur sich wandelt und immer wieder neu gesehen werden kann, wandeln sich die Bilder der Ausstellung bei jeder Begegnung. In ihrer Vielfalt des Ausdrucks werden sie zu Ausgangspunkt und Projektionsfläche für eigene Interpretationen, fordern den Betrachter aber auch auf, konventionelle Sichtweisen zu hinterfragen und sich der Vielfalt des Möglichen zu öffnen.
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Linde Hartmann (*1952 in Eisenberg) ist eine bildende Künstlerin.
Sie studierte in den frühen 80er Jahren freie Malerei an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst bei Prof. Stelzmann und Prof. Heisig.
Ihre Leipziger Arbeiten sind ein expressiver Ausdruck des Lebensgefühls in der Zeit des beginnenden Umbruchs in der DDR.
Seit 1988 arbeitet Linde Hartmann als Künstlerin in Hamburg.
Ihre Arbeiten umfassen Malerei, Zeichnung, Fotografie und Videoanimation. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf der Betrachtung der Wahrnehmung von Wirklichkeit, der Beziehung zwischen Objekten und der bildnerischen Interpretation komplexer Sinneseindrücke. Dabei bewegt sie sich im Spannungsfeld von Gegenstand, Figur und Abstraktion.
Ihre Einzelausstellungen umfassen unter anderem: Eigen+Art, Leipzig / Würfel, Karl-Marx-Stadt / Theaterpassage, Leipzig / Phillis, Berlin / Lochte, Hamburg / Faerber, Ahrensburg / Scheel, Sylt / Kunstraum Farmsen, Hamburg / Tatort, Hamburg / Villa Flath, Bad Segeberg.