14. SightCity in Frankfurt: Mit moderner Technik zu mehr Barrierefreiheit für Sehbehinderte und Blinde
Vom 18. bis 20. Mai konnten sich sehbehinderte und blinde Menschen auf der SightCity wieder über praktische Hilfsmittel und Serviceangebote für Alltag, Schule und Beruf informieren. Rund 3.800 Besucher zog es nach Frankfurt zu Europas größter Fachmesse für Sehbehinderten- und Blinden-Hilfsmittel. Geschafft: Asterix und Pepper atmen tief durch und legen sich flach auf den Boden des Frankfurter Sheraton-Hotels. Während ihre Besitzer noch auf den Zug warten, dürfen die beiden Labradore verschnaufen. Hinter ihnen liegt ein Messetag mit vielen Eindrücken und jeder Menge Arbeit für einen Blindenführhund. Auf zwei Ebenen stellten die mehr als 130 Aussteller der SightCity ihre Produktneuheiten und bewährten Hilfsmitteln vor. Rund 20 Länder waren auf der SightCity vertreten, die Firmen kamen aus ganz Europa, den USA und Asien. „Es war wieder spannend zu sehen, was der Hilfsmittel-Markt für sehbehinderte und blinde Menschen zu bieten hat“, resümiert Ingrid Merkl von der Firma Metec AG, Leiterin des Organisationsteams der Messe. „Viele Hersteller hatten in diesem Jahr Neuheiten und optimierte Produkte mitgebracht.“
So werden etwa die Kameras der beliebten Bildschirmlesegeräte immer besser und ermöglichen mit HD-Auflösung eine besonders kontrastreiche Darstellung und schnelle Signalübertragung. Zunehmend kombinieren Hersteller auch Lese- und Vorlesefunktion in einem Gerät. Nützlich sind außerdem zusätzliche Fernsicht-Kameras, die zum Beispiel in der Schule das Tafelbild erfassen und auf den eigenen Bildschirm projizieren. An viele Geräte können PC oder Laptop angeschlossen werden. Per „Split-Screen“ lassen sich dann auf dem geteilten Bildschirm zum Beispiel Tafelbild und eigener Desktop parallel anzeigen. Texte können zudem mittels OCR-Texterkennung (OCR = optical character recognition) vorgelesen und weiterverarbeitet werden.
Kombinationen mit Smartphone und Tablet
Wenn es um Hilfsmittel für Sehbehinderte und Blinde geht, sind Smartphones und Tablet-PCs nicht mehr wegzudenken. Mit ihrer integrierten Sprachausgabe und vielen praktischen Apps ermöglichen sie eine bessere Orientierung und unterstützen bei alltäglichen Aufgaben, zum Beispiel mit Vorlesefunktion oder Farberkennungs-App. Und die Hilfsmittel-Branche hat darauf reagiert. Braille-Tastaturen können mit dem Smartphone und Tablet verbunden werden, es gibt spezielle Halterungen für das Smartphone, die das Scannen von Dokumenten vereinfachen. Und seit Kurzem sind Konstruktionen für Tablet-PCs auf dem Markt, mit denen diese wie ein mobiles Lesegerät genutzt werden können.
Eine große Nachfrage erleben außerdem nach wie vor die klassischen Hilfsmittel: Haushaltsgeräte und Uhren mit Sprachausgabe, Lupen, Speziallampen, Barcode-Scanner oder Mobilitätshilfen wie der Blinden-Langstock. An Blindenstöcken warnen zum Beispiel zusätzliche Systeme per Ultraschall, Infrarot oder Laser vor Hindernissen, Ultraschall-Brillen schützen besonders Kopf und Oberkörper.
Wege zu einer barrierefreien Teilhabe
Neben Anbietern von Hilfsmitteln stellten auf der SightCity auch Verbände, Ausbildungszentren und Reiseunternehmen ihre Angebote vor. An allen drei Messetagen gab es außerdem ein großes Vortrags- und Diskussionsprogramm – das SightCity Forum. Seit zehn Jahren informiert es Fachleute und Betroffene über neue Entwicklungen zum Thema Low Vision. In diesem Jahr hatte das SightCity Forum den Schwerpunkt „Barrierefreie Teilhabe am gesellschaftlichen Leben“. Zu diesem Thema berichteten unter anderem die Berufsbildungs- und Berufsförderungswerke aus der Praxis. Sie stellten ihre Bildungsangebote und die beruflichen Möglichkeiten für sehbehinderte und blinde Menschen vor. Auch Themen wie Mobilität und Barrierefreiheit in Gebäuden, im öffentlichen Raum und im Straßenverkehr wurden im Forum diskutiert. Besonders gut besucht waren die Vorträge über die Möglichkeiten von Smartphones und Tablets und ihre Bedienung. Darüber hinaus sprachen medizinische Fachreferenten zu Krankheitsbildern wie Netzhautdegenerationen, Altersabhängiger Makuladegeneration (AMD) und Glaukom. Im Workshop „Die Praxis als Team: MIT ANDEREN AUGEN durch den Alltag“, der mit Unterstützung von Bayer HealthCare Deutschland stattfand, wurden außerdem medizinische Fachangestellte aus Augenarztpraxen und Universitätsaugenkliniken im Umgang mit Sehbehinderten und Blinden geschult.
Das SightCity Forum wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) aus Mitteln des Ausgleichsfonds gefördert. Für die inhaltliche Gestaltung sind neben dem Aachener Centrum für Technologietransfer in der Ophthalmologie (ACTO) e. V. die PRO RETINA Deutschland e. V., der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) e. V. und die Berufsförderungs- und Berufsbildungswerke verantwortlich.
Erfühlbare Kunst
Zusätzlich zum fachlichen Programm stellte in einer „Kunstmeile“ Monika Häusler ihre Werke aus. Die blinde Künstlerin modelliert Tierfiguren aus Cernit. Eine weitere Ausstellung zeigte Kunstprojekte von hörsehbehinderten und taubblinden Jugendlichen, die in der Lehrwerkstatt des Deutschen Taubblindenwerkes in Hannover erstellt wurden. Künstler, die Interesse haben, auf der SightCity ihre Werke zu präsentieren, können sich jetzt schon an das Organisationsteam wenden unter der E-Mail: info@sightcity.net
Die nächste SightCity findet statt vom 3. bis 5. Mai 2017 im Sheraton-Hotel am Flughafen Frankfurt am Main.