Erneuerbare Energien in Deutschland: Das Ende der Boomjahre?
Die jüngsten energiepolitischen Beschlüsse der Bundesregierung haben die Erneuerbare-Energien-Branche in Aufruhr versetzt. Das nationale Energiekonzept weist zwar den Weg ins regenerative Zeitalter, doch die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke stellt den raschen Ausbau der Ökoenergien zugleich in Frage. Die „Renewables“ galten in Deutschland jahrelang als Boombranche. Das im Jahr 2000 von der rot-grünen Bundesregierung beschlossene Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sorgte im vergangenen Jahrzehnt für ein beispielloses Wachstum der erneuerbaren Energieträger in Deutschland. Der deutsche Weltmarktanteil an den Technologien für erneuerbaren Energien liegt laut Umweltministerium aktuell bei rund dreißig Prozent. Davon profitieren nicht nur die junge Solar- und Windindustrie, sondern auch traditionelle Industrien wie die Elektroindustrie oder der Maschinen- und Anlagenbau als Zulieferer und Ausrüster.
Das am 28.9.2010 beschlossene „nationale Energiekonzept“ der schwarz-gelben Bundesregierung proklamiert die Umstellung des Energiesystems auf grüne Energieerzeugung bis zum Jahr 2050. Die zugleich beschlossene Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke zementiert allerdings die derzeitige Versorgungsstruktur mit zentralen Großkraftwerken. Zwar soll ein Teil der Zusatzgewinne, die die Kernkraftwerksbetreiber durch die verlängerten Laufzeiten erzielen werden, in einen Öko- und Klimafonds eingezahlt werden. Wie diese Mittel für den ökologischen Umbau der Energieversorgung konkret eingesetzt werden sollen, bleibt jedoch im Vagen.
Wie sich das Energiekonzept auf die Erneuerbare-Energien-Branche in Deutschland auswirken wird, ist zentrales Thema der der AGRION-Tagung „Erneuerbare Energien in Deutschland: Ende der Boomjahre?“ am 8.12.2010 in Frankfurt. U.a. werden Pierre Deschamps (energiepolitisches Berater des EU-Kommissionspräsidenten Barroso) Antje Radcke (ehemalige Parteisprecherin der Grünen) und Jörg Mayer (Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien) als Sprecher auftreten.