Am vergangenen Mittwoch endete in Köln mit der Anuga 2011 die weltgrößte Fachmesse für Food und Beverage-Produkte mit mehr als 150.000 Besuchern und knapp 6.500 Ausstellern. Die südamerikanische Exportnation Chile war mit 36 einheimischen Lebensmittelproduzenten und zwei Verbänden mit Bezug zur Lebensmittelindustrie vor Ort, um Fachpublikum und Journalisten aus aller Welt ihre breit gefächerte Produktpalette zu präsentieren. Der knapp 600 Quadratmeter große Gemeinschaftsstand, der komplett aus CO2-neutralen Materialien gefertigt wurde, war gleich vom ersten Messetag an stark frequentiert und bescherte den beteiligten Unternehmen viele neue Geschäftskontakte und Aufträge. So blickten auch alle chilenischen Messeteilnehmer abschließend zufrieden auf eine erfolgreiche Anuga 2011 zurück. Befürchtungen, die wirtschaftliche Lage Europas könnte sich auf die Geschäftsfreudigkeit potenzieller Kunden auswirken, bewahrheiteten sich glücklicherweise nicht, wie Antonio Dominguez, Direktor des Lebensmittelverbandes Chilealimentos, schon zu Beginn der Messe feststellte: „Ich bin im Vorfeld davon ausgegangen, das unsere europäischen Handelspartner aufgrund der diffizilen wirtschaftlichen Situation weniger Interesse an langfristigen Entscheidungen und Partnerschaften hegen, doch schon der erste Messetag hat bewiesen, das dem erfreulicherweise nicht so ist.“
Das sich die chilenischen Unternehmen trotz des wirtschaftlichen Erfolges weiterhin um eine permanente Weiterentwicklung bemühen, stellte Jorge O’Ryan Schütz, Botschafter der Republik Chile in Deutschland, während seines Besuches der Anuga noch einmal klar: „Unser Ziel wird es weiterhin sein, hochwertige Produkte für den Weltmarkt herzustellen, unser Angebot zu diversifizieren und die Produktion nachhaltig zu gestalten. Die Erfolge der letzten Jahre beweisen, dass wir hier den richtigen Weg eingeschlagen haben. Um auf globaler Ebene unseren Status als führende Exportnation Lateinamerikas weiter ausbauen zu können, ist die Investition in Produktionstechnologie und Ausbildung der Beschäftigten essentiell, um rentable Wertschöpfungsketten zu schaffen und somit die Produktion und Absatzmärkte optimal miteinander zu verbinden.“ Einen wichtigen Schritt sieht O’Ryan beispielsweise in der strategischen Allianz mit Deutschland, die bereits erste Früchte trägt:
schon bald wird in Chile das erste Fraunhofer-Institut eröffnet werden, das den Andenstaat als Innovationsplattform Südamerikas etablieren soll.
Chilenische Lebensmittellieferungen nach Europa machten 2010 ein Exportvolumen von 12,86 Milliarden US-Dollar aus, Tendenz steigend. Chile hat sich innerhalb der letzten beiden Jahrzehnte zu einer Handelsnation von Weltrang entwickelt, deren wirtschaftliche und politische Stabilität einzigartig in Lateinamerika sind. Für das Jahr 2011 hat der Internationale Währungsfond (IWF) ein Wirtschaftswachstum von 6,5 Prozent prognostiziert. Diese Zahlen legen nahe, dass das Ziel der chilenischen Regierung, bis 2018 den Übergang vom „Schwellenland“ zur Industrienation zu vollziehen, bereits in greifbarerer Nähe liegt.
Aufgrund des großen Zuspruches seitens der Messebesucher und der stetig wachsenden Nachfrage chilenischer Unternehmen an einem Messestand plant Chile für die kommende Anuga eine räumliche Vergrößerung ihres Auftritts. Bettina Stengel, Direktorin des Exportförderungsbüros ProChile Deutschland, betonte in diesem Zusammenhang noch einmal die Wichtigkeit der chilenischen Messebeteiligung: „Unsere Präsenz auf dieser Messe mit einem facettenreichen Spektrum an Produkten und innovativen Ideen ist überaus wichtig, um unsere Position auf anspruchsvollen Märkten wie Europa weiter zu stärken und auszubauen. Außerdem werden hier die neuesten Trends im Konsumbereich gesetzt, die wir stets mit großem Interesse verfolgen.“ Zudem kündigte Stengel die Neueröffnung eines neuen ProChile-Büros in München an, das die bisherigen Standorte Hamburg und Berlin bei ihrer Arbeit unterstützen wird.
Bis zur Anuga 2013 möchte Chile insbesondere einen Fokus auf die wachsende Nachfrage in bestimmten Segmenten des europäischen Marktes legen. Gustavo Tornero, Vizedirektor von ProChile, verwies im Rahmen seiner Ansprache zur Standeröffnung speziell auf funktionale Lebensmittel, Bioprodukte und Waren mit einer Halal-, Kosher- und Fair Trade-Zertifizierung. Zudem sollen unter anderem weiterhin Umweltfreundlichkeit, Nachhaltigkeit und Natürlichkeit der exportierten Produkte im Zentrum der chilenischen Lebensmittelherstellung stehen.