Mehr als 300 Experten aus 20 Ländern trafen sich unter der Schirmherrschaft des Bundeswirtschaftsministeriums während der ICEBO 2008, um sich über energieeffiziente Gebäudekonzepte und eine nachhaltige Betriebsoptimierung auszutauschen. In 8 Foren und Workshops stellten Fachleute ihre Erfahrungen zur Diskussion, unter ihnen Ingenieure, Investoren, Softwareentwickler und Energiedienstleister u.a. aus den USA, China, Kanada und Australien. In 8 Foren und Workshops stellten Fachleute ihre Erfahrungen zur Diskussion, unter ihnen Ingenieure, Investoren, Softwareentwickler und Energiedienstleister u.a. aus den USA, China, Kanada und Australien.
Vier wesentliche Aspekte kristallisierten sich im Laufe des dreitägigen Programms heraus:
1. Die einheitliche Zertifizierung von Gebäuden dient der Transparenz und ist weiter voranzutreiben.
2. In die Bewertung von Immobilien ist künftig der "Lebenszyklus" eines Gebäudes mit einzubeziehen.
3. Die Erfassung und Evaluierung von Gebäudedaten muss in Zukunft deutlich verbessert werden.
4. Die Begleitung und Überwachung der energetisch optimierten Gebäude ist genauso immanent, wie die Konstruktion eines effizienten Gebäudes selbst.
Bereits am ersten Tag wurde klar, dass es an innovativen, technischen Lösungsansätzen nicht mangelt. Gerade deutsches Know How genießt hier international Anerkennung. Viele Fragezeichen ergaben sich für die Experten allerdings hinsichtlich des Monitorings von energieeffizienten Gebäuden und deren zukünftige Bewertung. Wer überwacht, ob die Energiedaten des optimierten Gebäudes auch dem entsprechen, was ursprünglich geplant war? Scott Rouse, von der kanadischen Energieservicegesellschaft energy@work, machte in seinem Vortrag deutlich, dass sich in der Art und Weise des Facility Managements grundlegend etwas ändern muss, will der Betreiber seine Rendite nicht verschenken. Denn energieeffizient Bauen ist eine Sache, eine andere ist die kompetente energetische Überwachung und gegebenenfalls Regulierung. Hier fehlen international Fachleute, was auch Gunnar Liehr, Vizepräsident von Siemens Energy Solutions Swiss, zu bedenken gab.
Damit sind wir mitten in der Diskussion um Standards, Evaluierung und Amortisation von Immobilien angekommen. Wenn die globalen Bemühungen, um die Reduzierung von CO² greifen sollen, dann nur, wenn es verbindliche, einheitliche Standards und Messinstrumente gibt. Angesichts von 55 verschiedenen Gebäudebewertungssystemen weltweit, eine schwierige Aufgabe. Mit dem ausgereiften Zertifizierungskonzept der Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, das auch die Erfahrungen mit dem um einige Jahre älteren amerikanischen LEED-System berücksichtigt, wird ein weitblickender Ansatz verfolgt. Das Siegel der DGNB macht es möglich, eine Immobilie in ihrem "Lebenszyklus" zu betrachten und zu bewerten. Einer nachhaltig bewirtschafteten Immobilie, mit stabilen Energiewerten und Wohnkomfort, bleiben die Mieter länger treu. Ergo, es wird Leerstand vermieden und damit Kosten. Diese gesamte Betrachtungsweise ist für weite Teile der deutschen Immobilienbranche ein Novum.
Was bedeuten die Denkanstöße der ICEBO 2008 für die hiesigen mit Energieeffizienz befassten Branchen?
Zum einen hat das Wirtschaftsministerium klar erkannt, welches Exportpotential in den deutschen Effizienztechnologien liegt - nicht nur für die Großindustrie, sondern auch und gerade für den Mittelstand. Hier sind die Unternehmen aufgefordert, ihr Können möglichst international zu vermarkten. Dazu bietet das Ministerium Hilfestellung durch die Exportinitiative Energieeffizienz.
Zum anderen wird auf der Seite der Ingenieure und Investoren ein Prozess des Umdenkens einsetzen müssen. Nicht alles, was technisch machbar ist, ist für das Gebäude und den Nutzer sinnvoll, so die Erkenntnis mancher Techniker nach der ICEBO. Und nicht alles, was den Namen "Green" oder "Eco" in sich trägt, muss für Investoren mehr Kostenaufwand bedeuten.
Hinzukommt, dass im Laufe der nächsten Jahre neue Berufsbilder entstehen werden, die sich speziell mit dem Energiemanagement von Gebäuden beschäftigen. Deutschland tut gut daran, diesen Ausbildungsbereich fachübergreifend mehr zu fördern als es aktuell der Fall ist.
Nachhaltigkeit trägt immer den Prozess der Entwicklung in sich. Die ICEBO 2008 hat gezeigt, dass es noch ein weiter Weg zu einem weltweit einheitlichen Standard für Gebäude ist. Besonders die energetischen Problemlagen in China bleiben vage. Positiv zu sehen ist die Offenheit der Diskussion in diesen Tagen, die hoffen lässt, dass alle Beteiligten, angefangen von der Bauwirtschaft bis hin zu den Investoren, erkennen, dass Beständigkeit einen höheren Stellenwert hat als das Beobachten der Quartalszahlen.
Die ICEBO 2009 findet in Texas statt, einem US-Bundesstaat mit jährlichen Erfahrungen in Umweltkatastrophen.
Firma: Bundesverband der energiebezogenen Wirtschaft e. V.