Von Marcus Birkl, Siemens Enterprise Communications GmbH & Co. KG, München Weltweit
profitieren Unternehmen inzwischen vom Komfort drahtloser WLAN-Systeme. Dabei wird die
Technologie für den mobilen Zugang zu Informationen und Anwendungen laut einer Studie
der Aberdeen Group hauptsächlich eingesetzt, um schneller auf die Kunden zu reagieren und
die Produktivität der Mitarbeiter zu steigern. Allerdings reichen für eine drahtlose Kommunikation, die mit Multimedia- Funktionalitäten
wie Video, Sound und Animationen angereichert ist, bisherige Übertragungsraten mit
einem Durchsatz von 54 MBit/s im 802.11a/b/ g-Modus nicht mehr aus. Eine nahezu
300prozentige Performanceverbesserung mit mehr Bandbreite von bis zu 300 MBit/s
verspricht hier 802.11n. Obwohl der Standard noch als 802.11n- Draft 2.0 – also Entwurf
2.0 – bezeichnet wird, sind die technischen Spezifikationen der neuen Standardversion
nahezu komplett. Die IEEE-WiFi-Alliance hat daher den Draft 2.0 bereits als gültigen –
wenn auch nicht abgeschlossenen – Standard veröffentlicht, so dass 802.11n-Produkte
bereits zertifiziert werden können. Künftige Anpassungen, die über den Draft 2.0
hinausgehen und deren Verabschiedung erst in zwei bis drei Jahren erwartet wird,
betreffen allenfalls optionale, kleinere Veränderungen, zum Beispiel eine leichte Erhöhung
beim Datendurchsatz. Die Vorbehalte, die noch gegenüber 802.11n bestehen, erklären
sich allein dadurch, dass die Lösungen einiger Anbieter mit den heute gängigen Power
over Ethernet (PoE)-Infrastrukturen nicht die volle 802.11n-Performanz gewährleisten und
Nutzer darum deutliche Kosten für die Aufrüstungen in Kauf nehmen müssen. Längst
befinden sich aber entsprechende Produkte am
Markt und so bietet Siemens 802.11n Access Points (APs) an, die bei voller Leistung nur
so wenig Strom verbrauchen, dass die Versorgung über bestehende PoE-Infrastrukturen
ausreicht. Siemens empfi ehlt Unternehmen daher auch, bei Bedarf schon jetzt auf den
neuen Standard umzustellen – nicht zu-
letzt, da sich alle kommenden 802.11n- Versionen bzw. Produkte kompatibel zum jetzigen
Draft 2.0 verhalten. Hinweise für die erfolgreiche 802.11n-Migration Um das Optimum aus
dem vorhandenen WLAN-Netz zu holen, gilt es, den richtigen Architekturansatz sorgfältig
zu entwickeln und von Anfang an die passenden Komponenten zu wählen. Hier einige
Empfehlungen, die Unternehmen beachten sollten: Wer jetzt auf 802.11n umsteigen
sollte. Der heutige Draft 2.0 bietet die notwendige Planungssicherheit für die Investition in
die neue Technik. Insbesondere sind Unternehmen angesprochen, die gerade ein WLAN
zum ersten Mal evaluieren und implementieren oder die Probleme mit der Zuverlässigkeit
Ihres vorhandenen WLAN haben. Auch lohnt eine Investition, wenn die vorhandenen oder
für die nächste Zukunft geplanten Applikationen mehr Bandbreite erfordern. Unternehmen
sollten Dual-Radio-Systeme einsetzen. 802.11n-AccessPoints, die also eine Frequenz von
2,4 GHz wie auch von 5 GHz unterstützen, harmonieren am besten mit
Unternehmensnetzwerken, in denen häufig WLAN herkömmliche Clients (802.11a/b/g)
sowie 802.11n-Clients sowohl im 2,4- GHz- als auch im 5-GHz-Betrieb funken. Beim Kauf
von 802.11n-Clients bietet sich der Erwerb von Dual-Mode-Systemen (2,4 und 5 GHz) an.
Die Platzierung der APs muss sorgfältig geplant werden. Die größere Reichweite von
802.11n sollte nicht zu einer verringerten AP-Dichte führen, da dies zu einer Überbelegung
der APs und damit zu Leistungseinbußen aller angeschlossenen Geräte führen kann.
Hierbei sollte beachtet werden, dass die angebundenen Clients auch die 802.11n-
Technologie unterstützen. Wichtig ist eine angemessene Netzwerkinfrastruktur. 802.11n
kann mehr Verkehr auf dem drahtgebundenen Netzwerk verursachen, sowohl bei den APs
als auch im Kernbereich. Selten aber lohnt eine Aufrüstung von Fast-Ethernet auf Gigabit-
Ethernet, das Verkehrslasten über 100 MBit/s unterstützt, denn das durchschnittliche
WLAN ist meist nur zu 10 Prozent ausgelastet. Auch sollte darauf geachtet werden, dass
802.11n-Access Points eingesetzt werden, denen eine reguläre Power-over-Ethernet-
Versorgung (bis 12,95 Watt) genügt. Fokus auf flexiblen kontrollern mit großem
Funktionsumfang. Damit WLAN-Controller als Steuerzentrale des Netzes die
Durchsatzanforderungen von 802.11n erfüllen, ist eine verteilte, intelligente Controller-
Architektur gefragt, die entweder ein Tunneling oder ein Bridging des Verkehrs ermöglicht.
Vorteile der jeweiligen Architektur Modelle: ¢ Am besten für Anwendungen mit niedriger
Bandbreite und für Applikationen, wie beispielsweise Voice-over WLAN, ist Zentrales
Forwarding, welches das Routing des gesamten Verkehrs über den Controller erlaubt und
der Datenverkehr in der Nähe der zentralen Ressourcen bleibt. ¢ Verteiltes Forwarding
bietet sich für Netzwerke an, die eine hohe Bandbreite, Standorte mit externem Zugriff und
Anwendungen ausmacht, die lediglich Portabilität erfordern wie E-Mail-Software und
Webbrowser. Der WLAN-Management-verkehr wird dabei zum WLAN Controller geroutet,
wobei aber ein lokales Bridging des gesamten Datenverkehrs am einzelnen AP erfolgt. ¢
Adaptives Forwarding stellt eine Kombination aus beiden Ansätzen dar. Das Routing des
Verkehrs über den Controller beziehungsweise das lokale Bridging an den APs in
Abhängigkeit von der jeweiligen Anwendung, sorgt für die nachhaltige Entlastung zentraler
Ressourcen und Infrastrukturen bei gleichzeitiger Optimierung des Datendurchsatzes.
Erkennung und Verhinderung unbefugter Zugriffe. Eine Aufrüstung von WIDS/WIPS-
(Wireless Intrusion Defection and Prevention Systems)-Securitysystemen mit 802.11n-
Sensoren ist nicht immer notwendig, da einige Systeme mit aktuellen 802.11a/b/g-
Sensoren bereits unautorisierte 802.11n-APs aufspüren können. Auswahl der Clients. Als
beste Wahl erscheinen 802.11n-Client-Geräte mit Support für 5 GHz, da die 5-GHz-
802.11n-Funksysteme Kanalbündelung
ermöglichen, wohingegen das 2,4 GHz- Spektrum für Tunneling nicht geeignet ist. Zu
guter Letzt empfi ehlt sich, nur WiFi-zertifi zierte Geräte zu kaufen, um Interoperabilität und
höchste Performance sicherzustellen.