Versteigerung eines Gefängnisses auf der denkmal Messe 2008 in Leipzig
Wer schon immer Eigentümer einer kuriosen Immobilie sein wollte, hat am dem 22.11.2008 nun endlich die Möglichkeit dazu. Im Zuge der denkmal 2008 in Leipzig, der europäischen Messe für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung, wird live eine besondere Kuriosität versteigert. Diese besondere Immobilie wird von dem Auktionsportal www.immoweb.de in Zusammenarbeit mit dem Auktionator Michael Kramer versteigert.
Bei dieser besonders kuriosen Immobilie handelt es sich um ein in den Jahren 1851 bis 1853 errichtetes Gefängnis in Sondershausen im Bundesland Thüringen. Das Gefängnis steht mitten im Zentrum der Stadt Sondershausen, direkt hinter dem Gerichtsgebäude.
Kurios ist dieses Objekt gleich aus mehreren Gründen. Selbst nach einer aufwendigen Recherche und Nutzung aller nur erdenklichen Quellen ließen sich keinerlei Bauzeichnungen aus der Entstehungszeit finden. Lediglich Bauzeichnungen aus den Jahre 1929, die unerwartet im Staatsarchiv Gotha im Schloss Friedensstein entdeckt wurden, liefern unvollständige Hinweise auf die bauliche Gestaltung des Gefängnisses. So scheint es, dass bereits der Bau dieses Gefängnisses als ein Staatsgeheimnis zu betrachten ist.
Nicht nur wurden Häftlinge in diesem Gefängnis inhaftiert, auch Hinrichtungen wurden in dieser Anstalt vollzogen. Ein denkwürdiges Ereignis war die letzte Hinrichtung am 01. März 1861. Um sieben Uhr in der Frühe wurde der wegen Frauenmordes verurteilte Gustl Müller durch Enthaupten mit dem Beil im Garten des Gefängnisses hingerichtet. Seit diesem Ereignis diente das Gefängnis der jeweilig herrschenden Justiz als U-Haftanstalt für den Zeitraum zwischen der Inhaftierung und der Verurteilung eines Straftäters. Mit Beginn der stalinistischen Zwangsherrschaft im Jahre 1945, die durch willkürliche Verhaftungen als Teil des Terrors gegen dir Bevölkerung geprägt war, wurde der Haftanstalt ein neues Kapitel zugeschrieben. So wurden Jugendliche, als Werwölfe denunziert und unter dem Namen „Greußener Jungs“ bekannt, wie auch Bürger, die in der schlimmen Nachkriegszeit wegen Kartoffel- oder Kohlediebstall verurteilt wurden, in der Anstalt unter Verwahrung genommen.
Schließlich öffneten sich die Tore für den letzten Inhaftierten im Jahre 1965. Im Anschluss wurde die Anstalt vom Rat des Kreises Sondershausen übernommen, dessen Innere Abteilung im Kellergang einen Schießstand für alle Handfeuerwaffenträger einrichtete. Die oberen Geschosse wurden als Lager genutzt und ein Teil der staatlichen Kartoffelreserven wurden in den Kellerräumen eingelagert. Seit den 70er Jahren wurden die Archive der 53 Orte des Kreises Sondershausen im Gefängnisgebäude zentral zusammengefasst.
Mit Blick auf diese besondere Geschichte dieses kuriosen Gefängnisses, einer Wohn- bzw. Nutzfläche von etwa 1300 m² und einer Grundstücksfläche von etwa 2150 m² sowie die weitreichenden Möglichkeiten zur Umnutzung als Wohnungen, Büroflächen, Praxen sowie als Hotel-Gastronomie-Betriebes ist ein Auktionspreis von 69.000 Euro als äußerst günstig anzusehen. Weitere Informationen zur Auktion und der Immobilie erhalten Sie auf der Internetseite www.immoweb.de.