Lean-Community traf sich am 12. und 13. Juni in Stuttgart Wie können Unternehmen Lean als ganzheitlichen Ansatz im Unternehmen integrieren? Welche Erfahrungen haben andere Unternehmen mit Lean gemacht? Diese und andere Fragen diskutierten die rund 350 Teilnehmer auf der 13. Management Circle Jahrestagung „Production Systems“ im Stuttgarter Haus der Wirtschaft.
Der erste Kongresstag begann mit einem konkreten Beispiel: die Roto Dach- und Solartechnologie GmbH beschäftigt im Stammwerk in Bad Mergentheim 700 Mitarbeiter und konnte sich 2010 über die Auszeichnungen „Beste Fabrik“ und „Fabrik des Jahres“ freuen. Erich Rosenkranz, Vorstand, berichtete über seine Erfahrungen bei der Implementierung und Weiterentwicklung von Lean im Unternehmen. Eine entscheidende Rolle im Verbesserungsprozess spiele bei Roto die Führungskraft: „Diese schafft die geeignete Teamstruktur, unterstützt die Mitarbeiter bei der Lösungsfindung und lebt den Prozess zu jeder Zeit aktiv vor. Er fordert Ergebnisse ein und trifft klare Entscheidungen, wenn dies erforderlich ist“, fasste Rosenkranz zusammen.
Im Anschluss lieferte Gerardo Aulinger, Coach bei verbesserungskata.de, die Theorie hinterher: Warum benötigen Unternehmen Verbesserungskata? Und welche Rolle komme den Führungskräften dabei zu? „’Kata’ leitet sich aus dem Japanischen ab, bezeichnet werden damit Lernroutinen, die dazu verwendet werden, Kampftechniken zu verinnerlichen und zu automatisieren. Die Verbesserungskata verwenden wir, um schrittweise unsere Wissensgrenze wissenschaftlich, experimentell zu erweitern“, erklärte er. Entscheidend dazu sei vor allem ein guter Coach, der den Mentee durch methodische Hilfe dabei unterstützt, erfolgreich zu sein. Zusammen definieren diese Hindernisse, die der Mentee durch Experimente ohne den Coach löst und daraus lernt.
Vor eine große Herausforderung gestellt sah sich die Siemens AG mit 400.000 Mitarbeitern in mehr als 170 Ländern bei der Lean-Implementierung. Die Strategie dahinter präsentierte am zweiten Tag der „Production Systems“ Dr. Rolf Diesch, Vice President Operations Development des Technologiekonzerns: „Wir sind davon überzeugt, dass Lean nur funktioniert, wenn es auch in der Breite – vom Vorstand bis zum Mitarbeiter in der Produktion – gewollt und unterstützt wird.“ Deshalb sei es zunächst entscheidend, Lean im Unternehmen durch Informationsmaterialien, Managementschulungen oder die Integration in der Ausbildung bekannt zu machen. Als weiteren Schritt werden nach sorgfältiger Auswahl intern Experten ausgebildet, denn „die Experten sichern die nachhaltige Lean-Implementierung ab“, so Dr. Diesch. Zur Unterstützung greife Siemens auch auf externe Experten zurück, aber: „bei der Auswahl der externen Berater achten wir darauf, dass wir von ihnen lernen können, diese also Hilfe zur Selbsthilfe bieten.“
„Wir freuen uns über eine erfolgreiche Production Systems 2012“, resümiert Nicole Wohnhaas, Projektmanagerin bei Management Circle, nach der Veranstaltung. „Unsere Teilnehmer lobten vor allem die Themenvielfalt: anerkannte Lean-Spezialisten aus Wissenschaft und Praxis, vom KMU zum Großunternehmen, teilten ihr Wissen und ihre Erfahrungswerte. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an alle Referenten, Teilnehmer, Aussteller und an unsere Sponsoren Ingenics AG und LMX Business Consulting GmbH!“ Auch 2013 lädt Management Circle Fach- und Führungskräfte aller Branchen zur Production Systems ein, die Veranstaltung wird am 5. und 6. Juni 2013 in Frankfurt am Main stattfinden.