Hans W. Müller über die Bedeutung von Rassehunde-Ausstellungen Die Fédération Cynologique Internationale – kurz F.C.I – ist die Weltorganisation der Kynologie*. Sie wurde 1911 mit dem Ziel gegründet, die Hundewissenschaft und die Rassehundezucht in allen Belangen zu unterstützen und zu schützen. Derzeit umfasst die F.C.I. auf allen Kontinenten 84 Mitglieds- und Partnerländer, die ihrerseits eigene Ahnentafeln ausstellen und Richter ausbilden. Der Schweizer Hans W. Müller ist der Präsident dieser Weltorganisation und wird zur 6. Internationalen und 1. Nationalen Rassehunde-Ausstellung nach Erfurt kommen. Im Vorfeld sprach er mit Johann Fuchsgruber, dem Vorstand der Messe Erfurt AG:
Die F.C.I. ist der größte kynologische Weltdachverband mit Sitz in Brüssel. Welche Aufgaben erfüllt die F.C.I.?
Hans W. Müller: Die Aufgaben sind im Zweckartikel der Statuten geregelt. Etwas abgekürzt beschrieben heißt es: Zucht und Verwendung von Rassehunden weltweit zu unterstützen und zu fördern; die Verwendung, Haltung und Zucht von Rassehunden zu schützen; den Austausch von Hunden und kynologischen Informationen zwischen den Ländern zu unterstützen sowie die Organisation von Ausstellungen, Prüfungen und Wettbewerben und anderen Aktivitäten, z.B. den Einsatz von Hunden bei Rettungsmaßnahmen usw. anzuregen sowie die Kynologie und das Wohlergehen der Hunde weltweit zu fördern und zu unterstützen.
Wann übernahmen Sie die Präsidentschaft und was reizt Sie an diesem Amt?
Hans W. Müller: Das Amt des Präsidenten übernahm ich im Jahre 1984. Ich fand und finde es nach wie vor höchst spannend auf internationaler Ebene zusammenzuarbeiten. Die Anforderungen der Länder sind sehr unterschiedlich, was meine Arbeit umso interessanter macht.
Pro Jahr werden zahlreiche Internationale Rassehunde-Ausstellungen organisiert. Lassen sich für jedes Land unterschiedliche Trends bei der Rassehunde-Züchtung feststellen? Wenn ja, welche sind es?
Hans W. Müller: Unterschiedliche Trends bei der Rassehundezüchtung lassen sich von Jahr zu Jahr kaum feststellen; hierzu wird ein größerer Zeitraum benötigt. Innerhalb von 5 bis 10 Jahren sind jedoch Änderungen möglich, z.B. die Beliebtheit gewisser Rassen, die gerade im Trend sind oder die etwas mehr in den Hintergrund treten. Zur Zeit sind besonders die Retriever-Rassen in Mode. Die Trends können aber von Land zu Land sehr verschieden sein. Hier spielt das nationale Denken ebenfalls mit.
Immer wieder entstehen kontroverse Diskussionen um Extremzuchten bestimmter Rassen. Welche Position vertritt die F.C.I. diesbezüglich?
Hans W. Müller: Bezüglich der Extremzuchten nimmt die F.C.I. eine klare Haltung ein. Wir sind der Meinung, dass Extremzuchten der Rassehundezucht nur schaden können und wir lehnen alles ab, was der Gesundheit und dem Wohlbefinden der Hunde schaden könnte.
Was ist das Besondere an einer Nationalen & Internationalen Rassehunde-Ausstellung?
Hans W. Müller: Der Unterschied zwischen einer nationalen und einer internationalen Ausstellung besteht hauptsächlich in den unterschiedli-chen Meldezahlen sowie in der Vergabe der Anwartschaften auf den nationalen und internationalen Titel. An einer nationalen Ausstellung gelangt nur die nationale Anwartschaft (CAC) zur Vergabe, an einer internationalen dagegen die nationale (CAC) und die internationale Anwartschaft (CACIB).
Kommen Sie zum ersten Mal nach Thüringen?
Hans W. Müller: Es ist ungefähr das dritte Mal, dass ich im Bundesland Thüringen tätig bin.
Es gibt über 300 anerkannte Hunderassen. Verraten Sie, welche Rasse Sie besonders mögen?
Hans W. Müller: Von den 340 anerkannten Rassen habe ich eine besondere Vorliebe für gewisse Jagdhunderassen, die ich selbst gezüchtet habe (Rhodesian Ridgeback, Cocker Spaniels), aber es ist nicht so, dass eine Rasse besonders hervortreten würde.
*Kynologie: wissenschaftliche Lehre von den Hunden (kynos, griechisch, des Hundes)