Abschlussbericht euregia 2008: "Unverzichtbare Bühne für den Austausch in der europäischen Regionalentwicklung"
2.250 Besucher aus 23 Ländern (2006: 2.200 aus 24 Ländern), 150 Referenten, mehr als 20 nationale wie internationale Veranstaltungen und 60 Aussteller aus sieben Ländern: Mit diesem Ergebnis endete die euregia, Europas größte Messe für Regional- und Standortentwicklung. "Damit hat die Kongressmesse eindrucksvoll ihren Status als Europas größte Kommunikations- und Kooperationsplattform für die Standort- und Regionalentwicklung bewiesen", erklärt Wolfgang Marzin, Vorsitzender der Geschäftsführung der Leipziger Messe GmbH. Besondere Bedeutung erhielt die euregia 2008 dadurch, dass sie in der Startphase der neuen EU-Strukturpolitik (2007 bis 2013) stattfand. "Die euregia hat sich zu einer unverzichtbaren internationalen Bühne für den Fachaustausch in der europäischen Regionalentwicklung profiliert", ergänzt der sächsische Innenminister Albrecht Buttolo. "Ich konnte hier viele Gespräche mit Fachkollegen aus dem In- und Ausland führen." Viele Aussteller zeigten sich beeindruckt vom hohen internationalen Zuspruch. Dazu Anja Ruhland von der Versammlung der Regionen Europas (AER), Brüssel: "Für uns war die Teilnahme an der euregia auch deshalb sehr interessant, weil wir hier auf Vertreter aus Staaten trafen, die nicht beziehungsweise noch nicht der EU angehören und erst dabei sind, derartige Strukturen aufzubauen - etwa Albanien oder Mazedonien."
Schwer- und Anziehungspunkt war das Fachprogramm. Das Interesse an den Ausführungen der 150 Referenten war so groß, dass viele Vortragsräume überfüllt waren. Stehplätze gehörten zum Bild der grenzübergreifenden Kongresse, Foren, Workshops, Präsentationen, Podiumsdiskussionen und Fachtagungen. Die Teilnehmer debattierten unter anderem über die europäische Verkehrsentwicklung und über die Steigerung regionaler Wettbewerbsfähigkeit. Einen breiten Raum nahmen auch Diskussionen über Förderprogramme und -instrumente sowie zum Ausbau der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ein. Ein Schwerpunkt lag dabei auf Südosteuropa.
Konferenz Wirtschaft und Raum verabschiedet
Charta zum "Territorialen Dialog"
Gemeinsam mit verschiedenen Unternehmen verabschiedete Bundesminister Tiefensee die "Charta Wirtschaft und Raum" anlässlich der gleichnamigen Internationalen Konferenz am 27. Oktober zur euregia in Leipzig. Mit der Charta fordern die Unterzeichner Wirtschaft und Politik auf, gemeinsam Wege und Lösungen für eine erfolgreiche Entwicklung der Regionen in Europa zu finden. Rund 30 beteiligte Unternehmen erarbeiteten für die Charta konkrete Vorschläge für Kooperationsformen zwischen Wirtschaft und Politik.
Darin sind konkrete Forderungen zur praktischen Umsetzung eines "Territorialen Dialogs" über mehr Zusammenarbeit enthalten. Beispielsweise sollen Investoren durch sogenannte "One-Stop-Agencies" wertvolle Unterstützung bei Neuansiedlungen bekommen, regionale Flächen für klimafreundliches Bauen ausgewiesen oder regionale Pakte zur Energieeinsparung vereinbart werden. Geplant ist, die Vorschläge zukünftig in Modellprojekten umzusetzen und zu erproben. Die Konferenz Wirtschaft und Raum setzte die "Territoriale Agenda der Europäischen Union" und die "Leipzig Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt" um.
Mehr Geld für Verkehrswege
Professor Karel van Miert forderte in der Fachkonferenz zur Raumentwicklung im Ostsee-Adria-Entwicklungskorridor deutlich mehr Geld für neue Verkehrsprojekte, sofern diese einen hohen "europäischen Mehrwert" schaffen. Als "völlig unzureichend" nannte der langjährige EU-Kommissar für Verkehr und Wettbewerb am Dienstag auf der Kongressmesse euregia das Budget, mit dem Brüssel gegenwärtig die 30 wichtigsten Projekte auf dem Kontinent bezuschusst.
Die EU-Kommission hatte für den Zeitraum 2007 bis 2013 eine Gesamtsumme von 20 Milliarden Euro beantragt, das Parlament in Strasbourg genehmigte jedoch nur acht Milliarden Euro. Damit sieht van Miert die Um-setzung der gesetzlichen EU-Vorgaben zur Schaffung eines leistungs-fähigeren transeuropäischen Verkehrswegenetzes de facto gefährdet. Der Belgier koordiniert gegenwärtig das EU-Verkehrsprojekt TEN 1 – die 2.200 Kilometer lange Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitsachse Berlin-Palermo. Zu ihr gehört das Teilstück zwischen Leipzig/Halle und Erfurt, für das vom EU-Parlament laut van Miert Zuschüsse von 58 Millionen Euro bewilligt wurden. Zudem hatte Brüssel für den Ausbau dieses Streckenabschnitts sogenannte Engpassmittel überwiesen.
Ein infrastrukturell deutlich gestärkter Wirtschaftskernraum entlang der ehemaligen EU-Außengrenze im Osten war Gegenstand einer Fachkonferenz zur Raumentwicklung im Ostsee-Adria-Entwicklungskorridor, zu der van Miert auf der euregia sprach. Er rechnet den Raum zwischen Leipzig und Dresden in Richtung des Überseehafens Rostock-Warnemünde zu den bislang vernachlässigten "offenen Flächen" auf der europäischen Verkehrskarte. Damit fehle eine hochleistungsfähige Verkehrsanbindung der neuen Bundesländer an Skandinavien. Wie der sächsische Innenminister als Gastgeber der Konferenz versicherte, könne und werde Sachsen für diese Zukunftsschneise wichtige Bausteine beisteuern.
Biete Projekt, suche Partner
Ob gebietsübergreifend oder transnational: Kooperationsprojekte gewinnen im wachsenden Europa an Bedeutung. Die Veranstaltung "Erfolgreich durch gemeinsame Projekte im ländlichen Raum" förderte den Austausch nicht nur innerhalb der EU, sondern auch mit dem angrenzenden südosteuropäischen Raum. Bei der erstmals durchgeführten Kooperationsbörse "Biete Projekt, suche Projektpartner" stand das Kennenlernen potenzieller Partnerregionen im Mittelpunkt. "Unsere Kooperationsbörse ein voller Erfolg", resümiert Dr. Detlev Böttcher von der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), Eschborn. "Regionalentwickler aus über 20 Staaten saßen zu zehn verschiedenen Themenkomplexen gemeinsam an Runden Tischen, tauschten ihre Erfahrungen aus und bahnten erste persönliche Kontakte an."
Die nächste euregia findet vom 25. bis 27. Oktober 2010 statt.