"Sieht man nicht, hört man nicht, riecht man nicht"
Erstmals auf der enertec: Das Forum Erdwärme mit Ausstellungsbereich und Vortragsprogramm Rein rechnerisch ist die Sache klar: Mit den Vorräten an Erdwärme, die in den oberen drei Kilometern der Erdkruste gespeichert sind, könnte der weltweite Energiebedarf für über 100.000 Jahre gedeckt werden. Die praktische Nutzung dieser immensen Energiespeicher wirft jedoch viele Fragen auf und ist nicht überall auf der Welt realisierbar. Auf dem Forum Erdwärme der Leipziger Energiefachmesse enertec (27. bis 29. Januar 2009) wird das Thema erstmals komplex aufgenommen und präsentiert. Organisiert wird das Forum vom Geokompetenzzentrum Freiberg e.V. und der Geothermischen Vereinigung e.V. sowie Mitgliedsunternehmen.
Die Geothermie ist eine Energiequelle der Zukunft. Davon ist Dr. Wolfgang Reimer überzeugt. Als Geschäftsführer des Geokompetenzzentrums Freiberg e.V. weiß er um die Vorzüge: "Die sieht man nicht, die hört man nicht, und die riecht man auch nicht. Entscheidend ist aber, dass Geothermie praktisch unbegrenzt zur Verfügung steht. Niemand kann den Hahn abdrehen und sie ist ein ökonomisch wie ökologisch sinnvoller Beitrag zur Einsparung von Öl und Gas." Die Erdwärmenutzung zum Heizen und Kühlen über Erdwärmepumpen ist ein technologisch ausgereiftes, sich rechnendes Verfahren. Gute, wartungsfreie Wärmepumpentechnik, die zuverlässig und kostengünstig arbeitet, sei längst am Markt. Ihr Einsatz ist nicht nur beim Hausbau, sondern auch in der Standortentwicklung interessant. Genau dies wird auf der enertec 2009 eine wichtige Rolle spielen: Erstmals wird das Thema Geothermie auf einer Energiefachmesse komplex aufgenommen und dargestellt.
Geothermie mit riesigem Potenzial für die Standortentwicklung
Das "Forum Erdwärme" bietet mit einem ganztägigen Vortragsprogramm und einem Ausstellungsbereich zusammen mit Netzwerk-Partnern umfassende Informationen zur Erdwärmenutzung. "Es ist wichtig, das Thema Erdwärme im Umfeld der Stärkeren Nutzung erneuerbarer Energien zu etablieren und vor allem besser zu vermarkten", sagt Wolfgang Reimer. Denn noch immer nehme die oberflächennahe Geothermie mit 2,4 Prozent einen eher bescheidenen Anteil an der Wärmebereitstellung durch erneuerbare Energien ein. Dabei ist das nutzbare Potenzial an Erdwärme riesig. Eine Analyse des BDH (Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik e.V.) belegt, dass allein 4,67 Millionen Bestandsgebäude im Wohnungsmarkt zur Umrüstung auf Wärmepumpen geeignet sind. Ende 2007 waren in Deutschland rund 300.000 Wärmepumpenanlagen installiert -15 Prozent aller im Neubau eingesetzten Anlagen zur Beheizung sind inzwischen Wärmepumpen.
Neue Konzepte erhöhen die Effizienz
Wolfgang Reimer verschweigt nicht die Schwachstelle der Geothermie: "Erdwärmenutzung geht nur bei Einsatz von konventioneller Antriebsenergie für den Verdichtungsprozess, der das Temperaturniveau für Heizzwecke und Warmwasserbereitung anhebt." Insofern ist die Geothermie keine hundertprozentige erneuerbare Energie. Besonders bei der Frage der Umweltverträglichkeit elektrischer Antriebsenergie scheiden sich die Geister, hier werde häufig ideologisch gedacht. Doch, so Wolfgang Reimer, wenn die Erdwärme vor Ort richtig bewertet, erschlossen und generiert werde, dann ist die Energiebilanz in Ordnung. Dafür bedürfe es aber Fachwissen und ingenieurtechnischer Leistung, und dies will das Forum Erdwärme vermitteln helfen. Die "Haustechnik" ist schon viel zuverlässiger geworden. Die Pumpen werden effizienter, die Antriebsenergie für den Verdichtungsprozess sinkt oder wird optimiert. Aktuell lassen sich folgende Trends ausmachen: neue Kältemittel sind in der Erprobung, der Stromantrieb des Verdichters wird optimiert, neue Antriebsverfahren (Erdgasmotor) werden entwickelt und die Kombination von Erdwärme und Solarthermie bringt eine höhere Effizienz der Wärmepumpe mit sich.