Rückblick Production Systems 2013: „Manager sind gar nicht so wichtig“
Oder doch? Welche Aufgabe und Rolle Managern im Lean-Prozess zukommt, war eins der Diskussionsthemen auf der diesjährigen Production Systems. Die Leitveranstaltung für Lean Management fand vom 5. bis 6. Juni 2013 in Frankfurt statt. Den Kongress eröffneten zwei internationale Keynote-Speaker: Lean & Kata Experte Bill Costantino war aus den USA angereist und Toshio Horikiri, CEO der Toyota Engineering, aus Japan. Horikiri stellte heraus, dass der Mitarbeiter der wichtigste Faktor sei, um Ziele zu erreichen. Die Manager dagegen seien „gar nicht so wichtig“. Aktuell sehe es in vielen Unternehmen noch so aus, dass die Geschäftsführung Ziele herausgibt, die die nächste Ebene nicht wirklich versteht und Schwierigkeiten dabei hat, sie weiterzugeben. Das führe dazu, dass die unterste Ebene erst recht nicht weiß, was sie machen soll. Aber gerade diese unterste Arbeitsebene muss sich bewegen, so Horikiri. Es müsse gelingen, diese Menschen zu motivieren. Denn erst motivierte Arbeiter sichern den Unternehmenserfolg. Die Motivation kann man erhöhen, indem man seinen Mitarbeitern das Gefühl gibt, dass sie etwas erreicht haben. Er riet dazu, Kennzahlen zu nutzen, um Veränderungen zu zeigen. Zum Schluss ermahnte er die Manager noch dazu, auch selbst an KAIZEN teilzunehmen. Sie dürfen kein „Adel“ sein, sondern sollten selbst mit anpacken.
Schwarmintelligenz nutzen
„Ein modernes Auto könnte kein Mensch allein herstellen“, leitete Gerd Aulinger im Anschluss in das Thema seines Vortrages ein: „Schwarmintelligenz und Innovation“
Er startete mit zwei Beispielen aus dem Tierreich: weder ein Bienenschwarm noch ein Fischschwarm hätten einen Leader, der befiehlt, was zu tun sei. Stattdessen nutzen die einzelnen Mitglieder wenige, einfache Regeln und erschaffen damit ein komplexes Verhalten. So schlug er eine Brücke zu seinem Hauptthema: die Verbesserungskata. Auch sie funktioniert nach einfachen Regeln, die jeder lernen kann, „Übung macht den Meister“. Aber er machte auch deutlich, wie entscheidend bei diesem Prozess ein Coach sei: „Auch der derzeit beste Golfer der Welt, Tiger Woods, hat einen Coach.“ Doch wie werde ich ein Coach? Aulinger riet dazu, eine Lerngruppe von vier Personen zu bilden, die sich täglich treffen und untereinander coachen. Dieser Prozess wird seine Zeit dauern, sollte aber nicht übersprungen werden. Erst wenn die Personen der Lerngruppe ausreichend Erfahrungen gesammelt haben, gehen sie in den Prozess.
Von der Theorie zur Praxis
Nach diesen vorwiegend theoretischen Vorträgen brachte anschließend Stephan Sirtl von BMW ein Praxisbeispiel mit. Das Unternehmen hatte Lean eingeführt und konnte zunächst auch große Erfolge damit verzeichnen. Aber es stellte sich bald heraus, dass Lean im Tagesgeschäft keine Nachhaltigkeit hatte, teils gab es sogar Rückschritte. Inzwischen hat das Unternehmen gute Erfahrungen darin gemacht, dass das Management Top-Down in der KATA-Logik geschult wird und dann der Roll-out startet. Die Manager absolvieren zunächst ein „Training off-the-job“ im Trainingscenter und erst wenn sie sich ausreichend sicher darin fühlen, startet das „Coaching on-the-job“. Auch er betonte, dass Geduld einer der wesentlichen Faktoren der Umsetzung sei. Durch Wertschätzung und wahrnehmbare Unterstützung könne man zudem eine positive Lernspirale erzeugen.
Neues Lernen konnten die Teilnehmer der Production Systems aber nicht nur in den Plenumsvorträgen, sondern auch in den Fachforen und der Lernwerkstatt. In letzterer konnten die Teilnehmer verschiedene Trainingsstationen anlaufen und anhand von Simulationen erfahren, wie sie ihren Mitarbeitern Lean Tools und Lean-Wissen erfolgreich vermitteln und sie nachhaltig dafür begeistern.
Lean im Handel
Dass Lean nicht nur in der Produktion sondern auch in anderen Branchen erfolgreich eingesetzt werden kann, zeigte am zweiten Kongresstag Ingo Leiner von der HORNBACH-Baumarkt-AG. Durch genau aufeinander abgestimmte Lieferketten vom Hersteller bis in den HORNBACH-Markt konnten Kosten gesenkt werden. Es stehen nun nicht mehr Lieferwege, sondern die Produktfamilien im Vordergrund; Kleinteile, Paket- und Kartonware sowie Sperrgut werden im Logistikzentrum gesondert verpackt. Durch diese Verdichtung konnte die LKW-Auslastung verbessert und damit die Anzahl der LKWs verringert werden.
Neugierig?
Der Termin für die Production Systems 2014 ist der 20. und 21. Mai, Veranstaltungsort wird Stuttgart sein. Wir würden uns freuen, Sie 2014 wieder begrüßen zu dürfen!