Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftkrise geraten auch Zeitarbeitunternehmen unter Druck. Dennoch werde die Branche beim nächsten konjunkturellen Aufschwung überproportional profitieren, schätzen Experten wie Prof. Dr. Burkhard Boemke, Präsident der EAWP sowie Geschäftsführender Direktor des Instituts für Arbeits- und Sozialrecht an der Juristenfakultät der Universität Leipzig. Ein Interview mit gebürtigen Kasselaner anlässlich der 3. Fachmesse ZEITarbeit in Ulm. Herr Prof. Boemke, die aktuelle Lage dürfte auch für Zeitarbeitsunternehmen alles andere als rosig sein, oder?
Prof. Boemke: Im Zuge der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise sind die Perspektiven der Zeitarbeitsbranche ein allgegenwärtiges Thema. Doch sobald die Konjunktur wieder anzieht, werden in Deutschland mehr Zeitarbeitnehmer beschäftigt werden als zuvor. Für viele Kundenbetriebe hat sich das flexible Modell Zeitarbeit gerade jetzt in der Krise bewährt. Diese Unternehmen werden deshalb zukünftig noch stärker auf die flexiblen Möglichkeiten der Personaldienstleister zurückgreifen. Schließlich ist Flexibilität immer ein Wettbewerbsvorteil – in guten wie in schlechten Zeiten.
Wie hoch ist der Druck in der Zeitarbeitsbranche derzeit?
Schon enorm, aber auch wenn die Branche derzeit noch unter hohem Druck steht gilt es für Personaldienstleister derzeit vor allem, qualifiziertes Fachpersonal im Unternehmen zu halten. Bessert sich nämlich die Auftragslage, werden gerade Fachkräfte verstärkt nachgefragt. Hier bietet das Instrument der Kurzarbeit auch für Personaldienstleister effektive Lösungsmöglichkeiten, um Stellenabbau und Kündigungen zu vermeiden. Schließlich darf die Fortbildung der Mitarbeiter ebenfalls nicht aus den Augen gelassen werden. Keine andere Branche muss so auf verändernde, konjunkturelle Bedingungen reagieren, wie die Zeitarbeit - und das strukturelle Problem des Fachkräftemangels hat sich trotz der Krise nicht aufgelöst.
Wie sehen die Perspektiven aus?
Sobald die Konjunktur anzieht, wird qualifiziertes Fachpersonal mehr denn je nachgefragt werden. Personaldienstleister sollten deshalb die Zeit nutzen und bereits jetzt auf betrieblicher Ebene eine personalpolitische Basisstrategie gegen einen drohenden Fachkräftemangel bilden. Gerade einsatzarme Zeiten lassen sich für eine konsequenten Aus- und Weiterbildung der Arbeitnehmer nutzen. Für die Wettbewerbsfähigkeit von Personaldienstleistern wird künftig die Frage des Qualifikationsstandards der Zeitarbeitnehmer von entscheidender Bedeutung sein.
Info
Die Fachmmesse ZEITarbeit fand am 8. Mai 2009 in der Donauhalle statt. Die Messe mit knapp 20 Ausstellern und Weiterbildungseinrichtungen bot auch viele Workshops und Vorträge, unter anderem mit der IHK Ulm und der Agentur für Arbeit Ulm. Ein Informations- und Teilnehmerabend am ersten Ausstellungstag (Stichwort eat and learn), zu dem auch Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände eingeladen hatten, rundete das umfangreiche Konzept ab.
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