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05.09.2013

World Rubber Summit 2013 - Bericht

Der von der IRSG (International Rubber Study Group => Dachorganisation der globalen Kautschukindustrie) jährlich in Singapur durchgeführte WORLD RUBBER SUMMIT (WRS) bringt Leistungsträger und Führungskräfte zusammen, deren Berufsleben in irgendeiner Form von Kautschuk bestimmt ist. Regierungsvertreter, Verbandsvertreter, Industrievertreter, Branchenexperten sowie Unternehmer und Unternehmensleiter diskutieren und präsentieren während knapp einer Woche die aktuellen Herausforderungen der Kautschukindustrie und die erwarteten Trends. The road ahead, bleak or bright?

Sieht die Zukunft düster oder rosig aus? Das war die zentrale Frage des diesjährigen Gipfels. Um es vorwegzunehmen, an einer abschließenden Podiumsdiskussion wurde diese Frage seriös von drei der vier Experten mit einem klaren Ja beantwortet und vom vierten mit einem Ja, aber es wird vermutlich noch ein gutes Jahr dauern, bis der Blick zum rosigen Horizont ungetrübt ist.

Er brachte damit nochmals zum Ausdruck, was bei aller Euphorie an diesem Gipfel auch immer wieder deutlich gemacht wurde. Es gilt einerseits die aktuelle rezessive Phase in Europa und den USA zu überwinden und es geht andererseits darum, sich auf größere Veränderungen des globalen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gefüges einzustellen.

Was die Reifenindustrie und damit auch die Kautschukproduzenten überaus positiv stimmte (75 % des hergestellten Kautschuks wird von der Reifenindustrie verarbeitet), ist die Tatsache, dass die Anzahl PKW von heute 1.1 Mrd. in den nächsten 10 bis 12 Jahren auf über 1.7 Mrd. anwachsen wird. Das hat vor allem damit zu tun, dass in den nächsten Jahren weltweit über 2 Mrd. Menschen in die Mittelklasse aufsteigen werden. Mittelklasse ist gleichbedeutend mit dem Wunsch nach individueller Mobilität und der Kaufkraft, sich diesen Wunsch mit dem Kauf eines Autos erfüllen zu können.

Wie die neuesten Zahlen belegen, wird der Bedarf an Naturkautschuk im Zuge dieser Auto- und nachgelagerten Reifenbedarfsentwicklung von heute jährlich rund 11 Mio. Tonnen bis 2025 auf über 16 Mio. Tonnen pro Jahr steigen. Im Schnitt wird der Kautschukbedarf jährlich zwischen 4 und 5 % zunehmen. Der Schwerpunkt dieses Wachstums wird nicht in Europa oder den USA liegen, dafür ist der Sättigungsgrad mit inzwischen 650 bis 850 PKW pro 1000 Einwohner auf diesen Kontinenten bereits zu sehr fortgeschritten. Das Wachstum wird in boomenden Schwellenländern in Asien, allen voran China und Indien, sowie in Lateinamerika, gewissen Ländern Afrikas und Osteuropas stattfinden. Zum Vergleich und um das Potenzial aufzuzeigen: Seriöse zahlen zeigen, dass es In China derzeit pro 1000 Einwohner erst 58 PKW gibt.



Der eine oder andere wird sich daran gewöhnen müssen, dass sich die Welt in den nächsten Jahren in Bezug auf die großen wirtschaftlichen Entwicklungen nicht mehr um Europa oder die USA drehen wird. Wer in den nächsten Jahren am wirtschaftlichen Fortschritt teilhaben will, wird sich öffnen und insbesondere Richtung Asien und Lateinamerika schauen müssen. Viele Unternehmen, vor allem auch aus der Auto- und Reifenbranche, haben das schon länger erkannt und sind in diesen Regionen nicht nur präsent, sondern stark am Wachsen.

Dieses immense Potential und die damit verbundenen wirtschaftlichen Chancen für die Kautschukindustrie beinhalten jedoch große Herausforderungen. Diese lassen sich am besten mit dem Begriff Nachhaltigkeit zusammenfassen. Der Begriff, der in den letzten Jahren oft überstrapaziert wurde, macht für die Aufgaben, welche die Branche zu meistern hat, durchaus Sinn. Die Teilnehmer am WRS 2013 waren sich einig, dass nur mit einer sozial verantwortlichen, umweltschonenden und wirtschaftlich dauerhaften Produktion, den Herausforderungen der nächsten Jahre seriös begegnet werden kann. Der “grüne Reifen” oder der “100 % nachhaltige Reifen” sind nicht nur Lippenbekenntnisse der Reifenindustrie, sondern bereits weit fortgeschrittene Produktentwicklungen.

Dass damit eine große Chance für den Kautschukbaum verbunden ist, ist leicht erkennbar. Die Kautschukproduktion aus Kautschukbäumen ist unendlich und konkurrenzlos nachhaltig. Der erneuerbare Kautschukbaum ist in mehrfacher Hinsicht ein Segen. Mit Kautschukplantagen, die nach Richtlinien für eine nachhaltige Agrar- und Forstwirtschaft betrieben werden, können nicht nur die Roh- und Werkstoffe Kautschuk und Holz CO2-neutral produziert werden, sie senken darüber hinaus die gefährlich gewordene CO2 Konzentration in der Atmosphäre.

Wie herausragend und einmalig die Eigenschaften von Latex und Naturkautschuk wirklich sind, ließ sich auch aus den Präsentationen über den Stand der Herstellung von Naturkautschuk aus alternativen Pflanzen ablesen. Bereits fortgeschritten sind die Versuche mit Guayule, eine mehrjährige Pflanze, die in trockenen Gebieten, z.B. Mexico, Arizona USA, Tunesien wachsen kann oder dem russischen Löwenzahn (Dandelion). Da es punkto Eigenschaften kaum Unterschiede gibt zwischen dem Naturkautschuk dieser Pflanzen und dem Naturkautschuk von Kautschukbäumen ist zuerst einmal interessant, dass sich die Reifenindustrie hier stark engagiert. Es unterstreicht einmal mehr die Wichtigkeit von Naturkautschuk.

Die Ausführungen zu diesem Thema während dem WRS 2013 haben ebenfalls gezeigt, dass die Herstellung von Naturkautschuk aus Guayule und Dandelion - im Sinne einer kommerziellen Konkurrenz zum Kautschukbaum - in absehbarer Zeit (10 - 15 Jahre) kein Thema sein wird.

Das Engagement der verarbeitenden Kautschukindustrie in diesem Bereich muss trotzdem auch als Fingerzeig verstanden werden. Die Industrie ist angewiesen auf Naturkautschuk zu einem vernünftigen Preis. Noch wichtiger allerdings - und das haben verschiedene Voten und Vorträge unmissverständlich aufgezeigt, ist die Qualität und die dauerhafte Verfügbarkeit. Qualität und dauerhafte Verfügbarkeit ist für größere Kautschukproduzenten eine Selbstverständlichkeit. Sie haben deshalb weder heute, noch in Zukunft Schwierigkeiten ihr Produkt abzusetzen. Da jedoch über 80 % der weltweiten Kautschukproduktion von Klein- und Kleinstproduzenten stammt (Durchschnitt 1.4 ha), ist eine direkte Zusammenarbeit zwischen der verarbeitenden Industrie und dem Produzenten kaum möglich. Der Einkauf geschieht über Händler und Zwischenhändler und auch wenn sich diese bemühen, die Industrie zufriedenzustellen, bleiben deren Wünsche und Ansprüche oft auf der Strecke. Dieses, primär auf strukturelle Begebenheiten zurückzuführende Dilemma, muss angepackt und gelöst werden.

Dass die Kautschukbranche Herausforderungen anpacken will und lösen kann, zeigte die letzte Präsentation von IRSG Generalsekretär Dr. Stephen Evans. Die Branche will bis Ende 2013 eine von allen Seiten getragene “Charta für nachhaltige Kautschukproduktion” verabschieden. Sie wurde in ihren Grundzügen bereits von einer Arbeitsgruppe, in welcher sämtliche Interessensgruppen vertreten sind, vorbereitet und will im Wesentlichen:

- die Qualität des produzierten Kautschuks verbessern
- die Produktivität der Kautschukproduzenten erhöhen
- den Anbau von Plantagen im Sinne von Wiederaufforstungen fördern
- den Verbrauch von Wasser und Energie optimieren
- die Einhaltung von guten Arbeitsbedingungen und gerechtem Lohn gewährleisten





Firma: Timberfarm GmbH

Kontakt-Informationen:
Ansprechpartner: Bernd Roth
Stadt: Düsseldorf
Telefon: 0211/64958100


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