Nachhaltigkeit gibt den Ton an

07.01.2015 | 1157305
ZOW-Trendreport: Lidewij Edelkoort liefert Analyse zur Dutch Design Week

[Bad Salzuflen, 06. Januar 2015] Durch moderne Produktionsmethoden profitiert die Möbelindustrie von den vielfältigen Möglichkeiten bei der individuellen Produktgestaltung. Doch auch traditionelle Handwerkstechniken verleihen Möbeln etwas Einzigartiges. Hiervon konnte sich die Trendforscherin Lidewij Edelkoort bei ihrem ZOW-Trendscouting zuletzt auf der Dutch Design Week überzeugen: „Das Design-Festival verdeutlichte einmal mehr, dass dem Innovationsreichtum der Kreativen durch die außergewöhnliche Materialvielfalt keine Grenzen gesetzt sind“, erklärt Edelkoort. In ihrem letzten Trendreport im Vorfeld der kommenden ZOW zeigt die Niederländerin, welche Materialien und Farben in den zukünftigen Kollektionen eine tragende Rolle spielen werden. So erleben traditionelle Werkstoffe wie Terrakotta und Speckstein ein Revival. Die Motivation ist dabei nicht nur auf das Bedürfnis nach Individualität zurückzuführen, sondern auch auf das Streben nach Nachhaltigkeit.


Schon jetzt bietet sich Zulieferern, Herstellern und Gestaltern beispielsweise bei Hölzern eine schier unendliche Vielfalt an Farbtönen und Maserungen, mit denen die Industrie dem Kundenwunsch nach Individualität Rechnung tragen kann. Kreative gehen nun noch einen Schritt weiter: „Auf der Dutch Design Week war zu erkennen, dass Designer verstärkt dazu übergehen, Holz zu modellieren. Gleichzeitig halten auch eher untypische Farbnuancen Einzug in die Farbpalette. Das Material erhält dadurch einen abstrakten, individuellen Touch“, erläutert Edelkoort. Die Gestalter greifen dabei auch auf altes Handwerks-Know-How zurück. So macht sich beispielsweise der Designer Steven Banken bei der Kreation seiner Möbelstücke eine eher unerwünschte chemischen Reaktion zu eigen, die die hohe Konzentration an Gerbsäure in Eichenholz zur Grundlage hat: Kommt die Säure mit Rost in Kontakt, verfärbt sich das Holz dunkelblau bis schwarz. Banken beschleunigt diesen Prozess, indem er das Holz flüssigem Eisenoxid aussetzt – das Material erhält dadurch ein unverwechselbares Erscheinungsbild.

Handwerkskunst trifft auf Nachhaltigkeit
Traditionelle Handwerkskunst steht auch bei der Designerin Maddalena Selvini hoch im Kurs: Die Italienerin präsentierte auf der Dutch Design Week ein aus Speckstein gefertigtes Kochgeschirr. Der Naturstein, der schon vor Jahrtausenden als Werkstoff zur Fertigung von Gebrauchsgegenständen genutzt wurde, zeichnet sich durch besondere Thermoeigenschaften aus. Dieses macht sich Selvini auch bei ihrem handgemachten Geschirr zu Nutze, das mit seiner Funktionsvielfalt überzeugt: Die Töpfe, Tassen und Teller können beim Kochen ineinander gestapelt und somit auf einer Kochstelle genutzt werden. Dabei werden ganz im Sinne der Nachhaltigkeit auch Materialrückstände verwertet, indem die verbleibenden Steinreste als Lasur genutzt werden.

„Kreative kombinieren verstärkt bewährte Handwerkstechniken mit nachhaltigem Design“, so Edelkoort. Diese Kombination ist auch die Basis für ein Projekt der Designerin Franciska Meijers. Auf der Grundlage traditioneller chinesischer Architektur entwickelte sie ein Wandsystem aus Terrakotta, das Gebäude auf natürliche Weise kühlt. Das System besteht dabei aus drei Wänden mit jeweils unterschiedlichen Funktionen – getreu des Prinzips „Form follows function“: So dient die reliefartig strukturierte äußere Lage dazu, Regenwasser zu absorbieren und zu speichern. Das Terrakotta wirkt dabei wie ein Schwamm, der das Wasser aufnimmt, während eine Lasur dafür sorgt, dass keine Hitze eindringt. Die mittlere Schicht saugt die kühle, feuchte Luft auf und leitet sie an die innere Wand weiter, die ebenfalls mit einer Lasur versiegelt ist und die kühle Luft in den Raum abgibt.



Aus den gesammelten Informationen und Eindrücken von Lidewij Edelkoorts Trendreports werden Projektionen für die Zukunft abgeleitet, die im Februar dieses Jahres während der internationalen Zuliefermesse für Möbelindustrie und Innenausbau auf der neuen Ausstellungsfläche ZOW trend_works präsentiert werden. Damit erhalten Aussteller, Designer, wie auch Fachbesucher die Gelegenheit, sich auf der ZOW in Bad Salzuflen über wegweisende Strömungen in der Möbelbranche zu informieren und auszutauschen.

Die fünf Trendreports zum Salone Internazionale del Mobile in Mailand, zur International Contemporary Furniture Fair (ICFF) in New York, zur Maison & Object in Paris, zum London Design Festival und zur Dutch Design Week sind auf dem Blog der ZOW trend_works einsehbar: http://trend-works.zow.de.




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