Herr Seelenmeyer, Sie setzen sich für die kulturelle Anerkennung der Rock- und Popmusik jenseits der großen Labels ein. Gibt es überhaupt die Szene?

Ole Seelenmeyer: „Die Rock- und Popmusikszene in Deutschland ist außerordentlich vielfältig: Man kann heute von 500.000 Rock- und Popmusikern aller musikstilistischen Bereiche ausgehen. Darunter Amateur- und Hobbymusiker, semiprofessionelle Musiker und professionelle Rock- und Popmusiker. Im DRMV sind etwa 20.000 Musikerinnen und Musiker organisiert.“

Braucht die Szene Fürsprecher? Regelt nicht der Markt alles?

Seelenmeyer: „Die Musikszene braucht als ein wesentlicher kultureller Bestandteil dieses Landes viele Fürsprecher. Die Selbstregulierung des ‚freien Musikmarktes’ ist nicht annähernd in der Lage, diesen Kunst- und Kulturbereich wirkungsvoll zu repräsentieren. Leider schallt uns Rock- und Popmusik aus allen Rundfunk- und TV-Kanälen entgegen. Viele begabtere Musiker bekommen in Deutschland aber in der Regel keine Chance, gesendet oder von den Tonträgerfirmen produziert zu werden, da sie als nicht ‚massenkompatibel’ gelten.“

Welche Bedeutung messen Sie der deutschen Sprache in der Popmusik zu?

Seelenmeyer: „Die deutsche Sprache hat einen besonderen Stellenwert im Rahmen unserer Nachwuchsförderung. Allerdings gebietet es das Prinzip der Toleranz, Musikgruppen und Musikern, die ihre Werke in anderen Sprachen vorführen, nicht auszuschließen.“

2008 wird zum 26. Mal der „Deutsche Rock & Pop Preis“ für alle Genres der Rock- und Popmusik, ob Rock, Folk, Gospel oder Musical, ausgelobt. Welche Rolle spielt der Preis für die Szene?

Seelenmeyer: „Der Deutsche Rock & Pop Preis ist eindeutig der bundesweit erfolgreichste und älteste Nachwuchswettbewerb. Erfolgreiche Musikgruppen wie Pur (1986), Mundstuhl (1993) oder Juli (2000) untermauern diesen Anspruch. Ausgezeichnet wurden bisher auch herausragende Künstler für ihr Lebenswerk, so z.B. die Scorpions (1999) und Fools Garden (1999). Andere Nachwuchswettbewerbe in Deutschland können für ihre Preisträger nicht annähernd so einen Karriereschub ihrer Festivalgewinner vorweisen.“



Sie haben die noch junge Messe „My Music“ als diesjährigen Austragungsort gewählt.

Seelenmeyer: „Die Messe ‚My Music’ in Friedrichshafen hat uns ein gutes Angebot der Zusammenarbeit unterbreitet. Die Findungskommission der Deutschen Popstiftung wählte daraufhin unter verschiedensten Bewerbern diese Messe für die Austragung des 26. Deutschen Rock & Pop Preises 2008 aus.“

Was erwartet das Publikum in den Messehallen?

Seelenmeyer: „Am 15. November 2008 werden für den Preis wahrscheinlich rund 1.000 bis 1.500 Musikerinnen und Musiker aller musikstilistischen Bereiche nach Friedrichshafen anreisen. Das gesamte Programm des Festivals umfasst zirka sechs bis sieben Stunden, unter anderem zahlreiche Konzerte sowie eine etwa zweistündige Preisverleihung.“

Wer sitzt in der Jury?

Seelenmeyer: „In der Jury sitzen qualifizierte Musikpädagogen, Musikproduzenten und Musiker, die eine qualifizierte Entscheidung über die Einzelgewinner fällen können. Das Kriterium für die Juryauswahl liegt nicht im Bekanntheitsgrad, sondern allein in der Qualifikation des Jurymitglieds.“

Die Bewerbungsfrist um den 26. Deutschen Rock & Pop Preis endete am 25. Juli 2008. Speziell für die „My Music“ in Friedrichshafen wird eine Frist-Verlängerung bis zum 15. August eingerichtet. Einzelheiten und Bewerbungsbedingungen gibt es unter www.musiker-online.tv und www.mymusic-expo.de.