Stuttgart, 1. Juli 2008 - Die deutsche Bildverarbeitungsindustrie erzielte im Jahr 2007 einen Umsatzzuwachs von drei Prozent und lieferte damit Bildverarbeitungsprodukte im Wert von 1,15 Milliarden Euro in alle Welt. Für 2008 erwarten die Hersteller ein deutlich kräftigeres Wachstum von sechs Prozent auf 1,22 Milliarden Euro.
"Die Bildverarbeitungstechnologie entwickelt sich weiter und ist in ein dynamisches Marktumfeld mit zahlreichen Einflussfaktoren eingebettet, auf die sie mit den passenden Produkten reagiert. Die Märkte sind in Bewegung und daraus ergeben sich auch neue Chancen für unsere Branche", kommentiert Dr. Dietmar Ley, Vorstandsvorsitzender der Basler AG und Vorstandsvorsitzender von VDMA Industrielle Bildverarbeitung, die derzeitige Entwicklung.

Standardprodukte ermöglichen einfache Lösungen
Während der Umsatz der Bildverarbeitungssysteme 2007 stagnierte, zeigt der um elf Prozent gestiegene Stückzahlverkauf, dass die Industrielle Bildverarbeitung weiterhin starke Zuwachsraten verbucht und der Bedarf an dieser Technologie stetig zunimmt. Die unterschiedliche Entwicklung von Umsatz und Stückzahlen ist dabei hauptsächlich auf den verstärkten Einsatz von preiswerten und einfach einsetzbaren Standardprodukten zurückzuführen. Durch leistungsfähigere Hard- und Software übernehmen diese vermehrt Aufgaben, für die bislang komplexere Lösungen kundenspezifisch erstellt werden mussten. Den größten Umsatzzuwachs verzeichneten 2007 die Vision Sensoren (+40% im Vergleich zum Vorjahr). Vision Sensoren sind schlüsselfertige Bildverarbeitungssysteme in einem kompakten Gehäuse, die auf einen spezifischen Anwendungsbereich zielen. Einen leichten Rückgang im Gesamtumsatz mussten im gleichen Zeitraum hingegen die applikationsspezifischen Systeme hinnehmen (minus drei Prozent). Dennoch war diese Produktgruppe im Jahr 2007 mit 77% Anteil am Systemgeschäft unverändert die mit Abstand umsatzstärkste, während der Anteil der Vision Sensoren nur bei etwa vier Prozent lag. Auch in Zukunft werden in vielen Bereichen anspruchsvolle Aufgabenstellungen bestehen, die nur mit komplexen, applikationsspezifischen Systemen zu lösen sind. Im unteren und mittleren Preissegment schaffen kostengünstige Standardsysteme somit neue Anwendungsfälle und Märkte, während im oberen Segment die nach wie vor die komplexeren, applikationsspezifischen Systeme gefordert sind und die Grenze des technisch und wirtschaftlich Machbaren ständig verschieben.



Mehr Komponenten aus Europa und Deutschland
Noch vor wenigen Jahren bezog die deutsche Bildverarbeitungsindustrie den größten Teil ihrer Komponenten aus Asien und Amerika. Wurden 2002 nur 42% der Komponenten in Europa gekauft, so stieg dieser Anteil in den vergangenen Jahren jedoch stetig an und erreichte 2007 bereits einen Anteil von 59%. Der weitaus überwiegende Teil hiervon stammte aus Deutschland (von den zugekauften Komponenten stammten 2007 48% aus Deutschland und elf Prozent aus dem restlichen Europa). Diese Zahlen korrelieren mit der positiven Entwicklung bei den Komponentenherstellern in Deutschland, die ihren weltweiten Umsatz im Jahr 2007 um acht Prozent steigern konnten. Insbesondere die Hersteller von Bildverarbeitungskameras waren mit einem Umsatzplus von 15% äußerst erfolgreich.

Internationalisierung schreitet voran
Die deutsche Bildverarbeitungsindustrie konnte ihre Lieferungen ins Ausland in den vergangenen Jahren überproportional steigern. So stieg die Exportquote von 38% im Jahr 2003 auf 56% im Jahr 2007. Damit gelang es den mittelständisch geprägten Unternehmen, die weltweiten Wachstumspotenziale zu nutzen und weltweit Distributions- und Servicestrukturen aufzubauen. Auch Komponenten aus Deutschland - insbesondere Kameras - finden zunehmend Kunden im Ausland. Während der Gesamtumsatz der Bildverarbeitung in Deutschland 2007 stagnierte, stiegen die Exporte in die europäischen Länder (ohne Deutschland) um 14%. Die höchsten Wachstumsraten liegen in den mittel- und osteuropäischen Ländern (+58%). Die Exporte nach Asien legten um 13% ebenfalls deutlich zu. Hier wirken sich die steigenden Lieferungen nach China stark aus: 2007 wurden knapp fünf Prozent des Gesamtumsatzes der deutschen Bildverarbeitungsbranche in diesem Land erwirtschaftet. Dagegen waren die Exporte nach Amerika mit minus sechs Prozent spürbar rückläufig.

Bildverarbeitung findet neue Einsatzgebiete
Über 85% des Branchenumsatzes wurden 2007 mit Anwendungen im Bereich der industriellen Produktion erwirtschaftet. Die wichtigste Kundenbranche für die Industrielle Bildverarbeitung bleibt die Automobilindustrie einschließlich ihrer Zulieferer mit einem Anteil von 29%. Insgesamt ist dieser Anteil im Vorjahresvergleich leicht gesunken, was auf zunehmende Einsatzfelder im Bereich der General Industrie - also außerhalb der Automobilindustrie - hinweist. Die zweitwichtigste Kundenbranche ist die Elektro- und Elektronikindustrie (einschließlich Halbleiter) mit einem Anteil von 13%. Hierunter fällt auch die Photovoltaikproduktion, bei der die Bildverarbeitung eine immer wichtigere Rolle einnimmt: Solarzellen werden so qualitativ hochwertiger und kostengünstiger herstellbar. Verstärkt wenden sich die Pharma- und Kosmetikindustrie, die Metallproduktion sowie die Medizintechnik der Bildverarbeitung zu. Ein besonders hohes Potenzial für neue Anwendungen der Bildverarbeitungstechnologie findet sich auch außerhalb der Fabrik. Gesellschaftliche Megathemen wie Umweltschutz und Ressourcenschonung, das Bedürfnis nach Sicherheit oder der demographische Wandel eröffnen neue Einsatzfelder und zusätzliche Märkte.

Technologischer Fortschritt beschleunigt Bildverarbeitungseinsatz
Ein weiterer Einflussfaktor auf die Entwicklung der Bildverarbeitung ist der schnelle technologische Wandel, der den Einsatz der Technologie begünstigt. Bildverarbeitungssysteme werden immer kompakter und dadurch platzsparend integrierbar. Sie lassen sich intuitiver bedienen und konfigurieren: Oft werden keine Programmierkenntnisse benötigt. Durch Schnittstellenstandards wird die Integration von Bildverarbeitungskomponenten und -systemen vereinfacht. Bildverarbeitungssysteme sind nicht mehr länger Stand-alone Systeme sondern kommunikationstechnisch in komplexe Fertigungssysteme eingebunden, was vielfältige Optimierungsmöglichkeiten bietet. Ein weiterer Quantensprung ist die Einführung von Multicore-Prozessoren, die die Rechenleistung und damit die Prüfgeschwindigkeit massiv erhöhen. Die Hersteller von Bildverarbeitungssoftware passen ihre Produkte bereits auf die Erfordernisse der Multicore-Technik an, um das Potenzial auszuschöpfen. Schließlich gibt es zahlreiche Weiterentwicklungen und Verbesserungen in der Sensor- und Kameratechnik mit direkter Auswirkung auf die Einsetzbarkeit und Leistungsfähigkeit der Bildverarbeitungsanwendungen.

VISION 2008
VDMA Industrielle Bildverarbeitung als ideell-fachlicher Träger der VISION erwartet wieder eine eindrucksvolle Leistungsschau der Bildverarbeitungstechnologie vom 4. bis 6. November 2008 in Stuttgart. Der VDMA ist als Partner vor Ort und veranstaltet die dreitätige Vortragsreihe „Industrial Vision Days“ - ein Rahmenprogramm, das dem Fachbesucher ein breites Themenspektrum aus Technologien und Anwendungen der Industriellen Bildverarbeitung anbietet. Mit 43 Vortragenden aus elf Nationen und mehr als 2.600 Besuchern waren die „Industrial Vision Days 2007“ auch im vergangenen Jahr das führende Vortragsevent der Industriellen Bildverarbeitung in Deutschland.

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