Das war ein Auftakt nach Maß: Im ersten vollen Betriebsjahr im neuen Gelände am Flughafen hat die Neue Messe Stuttgart sämtliche Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern weit übertroffen. Mit einem Gesamtumsatz von 114,4 Millionen Euro liegt die Landesmesse Stuttgart GmbH (LMS) nach den Ergebnissen der Hochrechnung für 2008 voraussichtlich um 20 Millionen Euro über dem Plan. Das Ergebnis von 3,6 Millionen Euro ist um 1,3 Millionen Euro höher als geplant; ohne die zu Buche schlagenden Sondereinflüsse Neue Messe würde sogar ein Plus von 5,8 Millionen Euro erreicht. Die Ausstellerzahl in den Hallen auf den Fildern stieg 2008 gegenüber dem Vorjahr um 38 Prozent auf 19.014 – die der Besucher um 36 Prozent auf rund 1,7 Millionen.

Kein Wunder also, dass Ulrich Kromer, Sprecher der LMS-Geschäftsführung, beim Jahresabschluss-Pressegespräch am Dienstag Abend allen Grund zum Strahlen hatte: „Das war ein absolutes Rekordjahr zum Auftakt – das neue Gelände hat seine Feuertaufe mit Auszeichnung bestanden. Man sieht jetzt, wie richtig die Entscheidung war, die Neue Messe Stuttgart zu bauen.“ Mit 1,5 Millionen belegter Brutto-Quadratmeterfläche, so Kromers Geschäftsführerkollege Roland Bleinroth, sei auf Anhieb ein Hallenumschlagfaktor von 14,1 erreicht worden – „damit liegen wir deutschlandweit an der Spitze. Keine Messe ist besser ausgelastet als Stuttgart“! Dabei schwang durchaus etwas Genugtuung mit, war doch die Notwendigkeit des Messeneubaues auf den Fildern im Vorfeld immer wieder von interessierter Seite in Zweifel gezogen worden.

Umsatzwachstum von 75 Prozent innerhalb eines Jahres, bereits vier Architekturpreise für das neue Gelände, Messe-Highlights wie CMT, Didacta, Retro Classics, AMB und eine ganze Reihe sehr erfolgreicher Gastveranstaltungen vor allem der Schall-Gruppe, dazu der ThyssenKrupp Ideenpark, CDU-Bundesparteitag und zum Abschluss „Wetten, dass,,,“ am vergangenen Wochenende – die Neue Messe Stuttgart hat sich und die ganze Region gleich im ersten Jahr in die vorderste Reihe der deutschen Aufmerksamkeitsliga katapultiert. Insgesamt fanden 2008 genau 68 Messeveranstaltungen (47 Eigen- und 21 Gastmessen) statt, im Jahr zuvor waren es 55 Veranstaltungen (34 Eigen / 21 Gast) gewesen. Besonders erfreulich: sowohl die CMT als auch die AMB verdoppelten sich fast von der Fläche her und belegten auf Anhieb alle Hallen.



Ähnlich positiv verlief die Entwicklung im ICS Internationales Congresscenter, das mit einer Gesamtkapazität von 10.000 Plätzen, davon bis zu 3.000 im Kongresssaal C1, zu den größten in Deutschland zählt. Allein zum Urologen-Kongress im September 2008 kamen 6.000 Teilnehmer aus über 60 Nationen. Weitere wichtige Veranstaltungen waren der Deutsche Zahnärztetag, die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie, der Interpharm-Kongress und die Hauptversammlung der Hugo Boss AG. Ein absolutes Highlight 2009 wird die „Enhanced Safety Vehicle Conference“ im Juni mit etwa 1.000 Gästen aus der ganzen Welt sein, ebenso die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie mit 1.500 Teilnehmern im Februar. Im Mai 2010 kommt der Deutsche Sparkassentag mit 4.000 Teilnehmern ins ICS, ebenfalls ab 2010 alle zwei Jahre die Deutsche Diabetes-Gesellschaft mit ihrer Jahrestagung.

Nach dem „Innovations-Feuerwerk“mit knapp 30 neuen Messethemen, darunter natürlich auch eine Reihe kleiner Veranstaltungen, 2007 und 2008, setzt die LMS im kommenden Jahr den Innovationskurs fort – allerdings mit etwas reduziertem Tempo. Das turnusgemäß ohnehin schwächere, weil ungerade Jahr 2009 bringt vier neue Messen: „FAIR HANDELN“ parallel zur Slowfood-Messe vom 2. – 5. April, die „Cosmetica“ (16. / 17. Mai), die „IT & Business“ (6. – 8. Oktober) und die „Babywelt“ (13. – 15. November). Bereits jetzt fest für 2010 gebucht: die „Positionale“ als Internationale Fachmesse für Navigation, Satellitenpositionierung und Telematik (17. – 19. Februar).

Für 2009 erwartet die LMS bei insgesamt 55 Messeveranstaltungen etwa 15.500 Aussteller, 1,1 Millionen Besucher, einen Umsatz von rund 83 Millionen Euro und ein Ergebnis auf Höhe von 2008 – allerdings unter umgekehrtem, das heißt negativem Vorzeichen. 2010, so Geschäftsführer Bleinroth, schreibe die LMS dann wieder deutlich schwarze Zahlen. Das Messejahr werde „ähnlich stark wie 2008“.

Als große Aufgabe für die kommenden Jahre bezeichnete Bleinroth die „weitere Internationalisierung unseres Geschäftes“. Derzeit betrage der Anteil ausländischer Aussteller am Messeplatz Stuttgart rund 23 Prozent, bei den wichtigsten internationalen Fachmessen seien es im Schnitt 36 Prozent. Vorbild für andere Veranstaltungen: die Rollladen- und Torebau-Fachmesse R+T, die als Highlight des Jahres 2009 mehr als 60 Prozent internationale Aussteller aufweist und aus dem Stand das komplette Gelände füllt. Um die Auslandsarbeit der Messe Stuttgart zu intensivieren, wurde das Vertretungsnetz im vergangenen Jahr von 36 auf 44 Büros ausgebaut. Neue Repräsentanzen gibt es in Großbritannien, Kanada, den USA, Indien, Korea, Japan, der Slowakei und der Ukraine.

Auch vor Ort hat die Neue Messe Stuttgart inzwischen ein sehr tragfähiges Netzwerk zu Politik, Wissenschaft und Wirtschaft aufgebaut. Die baden-württembergischen Unternehmen, so LMS-Geschäftsführer Kromer, identifizierten sich „sehr stark mit ihrem neuen Schaufenster zu den Märkten der Welt und unterstützen uns gut“. Auch das Verhältnis zur Markungskommune Leinfelden-Echterdingen sei heute hervorragend, wie nicht zuletzt ein erstes gemeinsames Treffen von Gemeinderat, Verwaltungsspitze und der LMS im November gezeigt habe.

Was die endgültigen Baukosten des Stuttgarter Messezentrums betrifft, zeigte sich Hans-Ulrich Rollmann, Geschäftsführer der Projektgesellschaft Neue Messe, am Dienstagabend zuversichtlich, dass es zu keinen nennenswerten Steigerungen kommen wird: „Wir liegen in einem Korridor zwischen null und maximal drei Prozent über dem Deckel von 806 Millionen Euro – da wäre jeder private Häuslebauer froh…“ Trotz deutlich erhöhter Kosten für den Grunderwerb und zweier harter Winter während der Bauphase werde man sehr nahe am eingeplanten Kostenrahmen liegen. Die Schlussrechnung erwartet Rollmann für die zweite Jahreshälfte 2009.

Deutlich früher, nämlich bereits im Januar, soll die 28.000 Quadratmeter Fläche umfassende Photovoltaikanlage auf den Messehallen offiziell bei einem Termin mit Wirtschaftsminister und Messe-Aufsichtsratschef Ernst Pfister eingeweiht werden. Die Flughafen Stuttgart GmbH plant derweil eine weitere Solaranlage mit 7.000 Quadratmetern Fläche auf dem Bosch-Parkhaus; ihre Installation soll bis Ende Oktober 2009 abgeschlossen sein.