Dr. Wulff Aengevelt zur MIPIM 2012: Deutschland gut positioniert!

08.03.2012 | 591264


In diesem Jahr war Deutschland „Country of Honour“ auf der internationalen Immobilienmesse MIPIM in Cannes. Doch nicht deswegen wurden viele der deutschen Messestände stark von internationalen Immobilienprofis besucht. Vielmehr wird der deutsche Immobilienmarkt – im internationalen Vergleich – zu Recht als „sicherer Hafen“ eingeschätzt.

Und es gab einen weiteren Grund für das internationale Interesse: die Klimawende. Deutsche Wirtschaft und Politik haben hier eine Führungsrolle übernommen, und die anderen Länder schauen nun, wie man die Energiewende umsetzen will. Das ist auch gut für den deutschen Immobilienmarkt. Dabei zeigt sich, dass das Thema mittlerweile ein echtes Vermarktungsinstrument geworden ist. Allerdings erfolgt die Umsetzung in Bestands- und Neubau-Immobilien immer noch nicht konsequent genug. Andreas Mattner, Präsident der deutschen Immobilienvertretung ZIA (Zentraler Immobilien Ausschuss e. V.), wiederholte deshalb auf der MIPIM nachdrücklich die Branchenforderung, erhöhte Abschreibungsmöglichkeiten für energetische Maßnahmen zu beschließen, um den immer noch vorherrschenden Attentismus, die Innovationsstrecke anzugehen, endlich auf breiter Front zu überwinden.

Ein weiterer Diskussionspunkt war das Thema „Finanzierung“ angesichts einer krisenfolgend immer restriktiveren Finanzierungspolitik der Banken mit steigenden Forderungen an Eigenkapital, Vorvermietungsquoten und Mietlaufzeiten. Hierbei verkennen zahlreiche Banken, dass beispielsweise im bedeutenden Logistiksegment in der Regel nur kurze Mietverträge abgeschlossen werden. Und im Handel sind Betreiberpflichten bei großen Ankermietern kaum durchsetzbar. Das bedeutet, dass bei Geschäftsschließungen zwar nicht der Cashflow des nicht mehr operativ tätigen Mieters ausfällt, dafür aber seine Magnetwirkung, von der die anderen, kleineren Mieter abhängen. Hier ist ein Umdenken notwendig, um die Schaffung neuer bedarfsgerechter Immobilienprodukte bzw. die Ertüchtigung von Beständen zu fördern.



Dass Umdenken Not tut, zeigt sich auch beim deutschen Wohnungsbau, der auf der MIPIM allseits stark nachgefragt wurde: Quantitativ mag der Bestand mit Ausnahmen in einigen Ballungskernen zwar ausreichen, qualitativ indessen bei weitem nicht! Beispielsweise klaffen in Segmenten wie Studenten-Apartments in Hochschulstädten oder barrierefreien Wohnungen immer noch enorme Angebotslücken.

Die Stimmung der MIPIM-Aussteller und ihrer Besucher war sehr gut. Die Stände der deutschen Städte und Regionen fanden regen Zuspruch. Hierbei zeigten sich zahlreiche Synergien zwischen Politik, Anbietern, Anlegern, Nutzern und Medienvertreter. Insgesamt ist die Bedeutung der deutschen Immobilienwirtschaft für Volkswirtschaft und umwelt- und gesellschaftsverträglichen Stadtumbau im trefflichen Kontext der wichtigsten internationalen Branchenmesse sehr professionell herausgearbeitet worden.
Mangels Blasenbildung auf den deutschen Immobilienmärkten ist die Immobilienbranche bei uns insgesamt auf einem zukunftsträchtigen Weg. So stehen unsere Immobilienmärkte angesichts andernorts deutlich höherer Volatilitäten als sichere Häfen im Fokus bedeutender Anlegerkreise. Das schafft vielseitige Perspektiven.



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